Berlin – Villa Urquiza

Wir starten erneut zu einer neuen Reise. Was uns wohl diesmal der südamerikanische Kontinent bringen wird?  Wir lassen uns überraschen. Eine ungefähre Vorstellung unserer Reiseroute haben wir, wie aus den vergangenen Jahren bekannt, kann sich diese Grobplanung sehr schnell ändern.

Der Flug verläuft reibungslos. Lediglich die Einreise in Buenos Aires ist etwas sehr zeitaufwendig, da das Flugzeug Boeing 747-8 voll war und 605 Passagiere fassen kann. Dementsprechend stehen wir knapp 2 Stunden in der Schlange, obwohl für Ausländer 10 Schalter geöffnet sind. Gut das wir 4,5 Stunden zum Umsteigen haben. Resultat, doch lieber über Sao Paolo fliegen und von dort nach Cordobá, dann ist der Flieger nicht so groß.

In Berlin haben wir beim Einchecken diesmal keine Schwierigkeiten. Ich hatte der Lufthansa mein Problem vom letzten Jahr geschildert und gleichzeitig ein Schreiben der argentinischen Botschaft beigefügt, aus dem hervorging, daß eine Verlängerung der Einreisegenehmigung um weitere 3 Monate kein Problem darstelle, eine Antwort bekam ich nicht . Allerdings erhielt ich 23 Stunden vor Abflug eine E-Mail, daß wir uns jetzt online einchecken könnten, was dann auch problemlos funktionierte. Es war eine andere Eingabemaske, total in englisch gehalten und die Felder für Rückflug oder Visa fehlten ganz. Geht also auch anders.

Wir müssen in Buenos Aires den Flughafen wechseln, das bedeutet für uns, daß wir hier gleich unser Gepäck in Empfang nehmen können und durch den Zoll müssen. Auch hier verläuft alles glatt.

Unsere restlichen argentinischen Pesos vom letzten Jahr reichen auch noch für die Taxifahrt zum Flughafen New Berry am anderen Ende der Stadt. Statt umgerechnet 27,- Euro, nach heutigem Kurs zahlten wir also noch 38,- Euro. Das ist die Inflation von 6 Monaten.

Wir starten am Vormittag, bei relativ klarem Wetter. Sehr schön ist unter uns das Tigredelta des Paraná zu sehen, das sich in der Nähe der Stadt Tigre befindet, woher es auch seinen Namen hat. Weiter hinten in der Übersicht, die verschiedenen großen Deltaarme des Paraná.

Als wir über Cordobá sind, erkennt man die starke landwitschaftliche Nutzung in dier Provinz sehr eindrucksvoll. Pünklich, als wir die Halle des Flughafens mit unserem Gepäck betreten, steht auch schon Ralf vor uns. Das klappt ja wunderbar.

Belgrano empfängt uns mit sonnigem Wetter und 27°C. Ehe wir mit dem Auto fahren können, muß die Versicherung in Ordnung gebracht werden, denn vorher wird der Wagen nicht bewegt. Also Cicero waschen, Bilder machen und auf zur Versicherung.

Aufgrund der Buchstaben in unserer Paßnummer, Argentinien hat nur Ziffern, muß der Vorgang nach Buenos Aires geschickt werden. Bisher war auch das kein großer Akt, doch die Versicherung hatte einige Bereiche an eine andere Firma ausgelagert und mit der gab es bereits in der Vergangenheit einige Probleme, so die Agentur in Belgrano.

Hauptthema ist danach der Kühlschrank. Die neuen Teile werden eingebaut und?… , der Automat fliegt raus. Na wunderbar, fängt ja gut an, denke ich. Jetzt bleibt nur noch eine Ursache, die ich bis jetzt immer ausgeschlossen habe, weil der Automat ausschaltete und ich auf Kurzschluß tippte. Die Kühlflüssigkeit, ein Ammoniakgemisch, hat Kristalle gebildet und der Durchfluß wird behindert, so daß der Heizstab zu heiß wird und zu viel Strom zieht. Die im Netz dazu gemachten Vorschläge sind hier nicht realisierbar, wie Ausbau des Kühlschrankes, ihn auf den Kopf stellen oder mit einem Boschhammer die Kristalle von außen zerkleinern.

Die alte Heizpatrone wird wieder angeschlossen und Ich versuche es mit einem normalen Hammer. Schlage also auf alle Stellen, wo sich die Kühlflüssigkeit befinden sollte und steckenbleiben könnte. Der Automat hält tatsächlich für kurze Zeit, später nach weiteren Klopfereien einige Stunden. Dann wieder hämmern und wieder einige Stunden und so weiter. Nach 2 Tagen läuft er wieder 24 Stunden Dauerbetrieb. Großes Aufatmen!

Zwischendurch werden wir von Sepp und Annemarie zum Spanferkelessen eingeladen, wo wir wieder neue interessante Leute kennenlernen und schöne Stunden verleben. Zwischendurch besichtigen wir auch Ihre Hühner, die gerade junge Küken haben und daher noch im kleinen Gehege laufen, ehe sie in dem größeren Waldgehege sich bewegen können.

Ein Kuriosum können wir hinten bei den Schafen bewundern. Vor 25 Jahren wurde noch auf einer alten Fahrradfelge gegrillt, die nach dem Grillen in eine Baumastgabel gestellt wurde. Die Zeiten haben sich geändert und die Fahrradfelge wurde in der Astgabel vergessen. Heute ist davon kaum noch etwas zu erkennen.

Bei Boris und Karin in Belgrano, die wir neu kennengelernt haben, erfahren wir einige Einzelheiten über den Verbleib der Mannschaft des Panzerschiffes Admiral Graf Spee, das durch den Kapitän Hans Wilhelm Langsdorff  am 17. Dezember 1939 in der Mündung des Rio Plata, vor Montevideo versenkt wurde. Die Fotos, die wir von der Sprengung und dem anschließenden Untergang zu sehen bekommen sind sehr eindrucksvoll. Die Geschichte ist in hier genau berichtet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Panzerschiff_Graf_Spee) Anschließend besichtigen wir das Hobby von Boris. Er restauriert 2 alte Fords aus dem Jahre 1931 und 1935. Sie fahren noch, erklärt er uns stolz. Allerdings muß er alle Teile der Karosserie total überholen. Er hat Freude daran und macht es langsam, denn schließlich ist er auch schon 83 Jahre alt und da geht alles ein Bißchen langsamer.  

Sonntags gibt es bei Ralf immer einen tollen Asado. Diesmal macht er einen besonderen Asado für seine Helfer beim diesjährigen Oktoberfest. Dieser Asado besteht diesmal aus 7 Gängen. 2 verschiedene Bratwürste, gegrillte Bauchlappen, gegrillte Rippchen, gegrilltes Hühnchen,  2 weitere Wurstarten und am Schluß Rinderfilet. Dazu Brot und 2 verschiedene frische Salate. Selbstverständlich Bier oder Wein dazu. Obwohl sich das ganze über 4 Stunden hinzieht, paßte am Schluß nichts mehr in den Magen.

Endlich nach 9 Tagen sind wir wieder voll beweglich. Wir suchen unsere Werkstatt auf um den Ölwechsel und einige Kleinigkeiten, machen zu lassen. Auch unsere hintere Tür wird wieder gängig gemacht. Dazu muß alles abgebaut, das Schloß entfernt, gesäubert und gerichtet werden. Jetzt ist alles wieder wie neu. Zwischendurch schaut eine Beutelratte zum Fenster herein und verschwindet dann flugs wieder in den Hohlblocksteinen.

Ein kleiner Dorfbummel darf natürlich auch nicht fehlen, zumal wir auch wieder Karl-Heinz in seinem Geschäft mit deutschen Lebensmitteln besuchen wollen, denn er freut sich immer mit uns etwas deutsch sprechen zu können.

Am 7.11.2019 fahren wir aus Belgrano ab. Gleich darauf stellen wir fest, daß die Scheibe doch nicht so sauber ist. Einen Zwischenstop nachen wir auf einem Platz, wo ich über Feldabfall fahre, den ich für getrocknetes Gras gehalten habe, der jedoch entsetzlich stinkt und die Reifen sehr verklebt hat, also Reinigung ist angesagt. Mit dem Beil geht das auch einigermaßen. Hier an diesem Platz können wir sehr ausfühlich und genau die Nester der grünen Papageien betrachten. Diese Vögel sind hier eine echte Plage, offensichtlich haben sie kaum Feinde.

Über Cordobá geht es nach Santa Fe.

Wir überqueren den Paraná und außerhalb der Stadt Paraná, finden wir an einem Feldesrand eine geschützte Stelle zum Übernachten. Im 300 m Entfernung zieht ein Trecker seine Runden und 5 Minuten später bekommen wir Besuch. Nachdem wir unser Anliegen vorgetragen haben und erklärt, daß wir aus Deutschland kommen, war alles klar, wir können beruhigt hier bleiben. Später hielt auch der sehr große Trecker an und wir hatten wieder eine sehr freundliche Unterhaltung mit dem älteren Bruder unseres vorherigen Besuchs. Thema war der Mauerfall. Danach gibt es etwas frisches zu Essen.

Den nächsten Tag verbringen wir auf dem Campingplatz der Gemeinde von Villa Urquiza am Paraná, einem wirklich an dieser Stelle breitem Strom. Der Paraná ist hier 1,5 km breit, mit einer relativen schnellen Strömung. Bei starkem Regen weiter nördlich und gleichzeitiger Flut am Delta bei Buenos Aires kann er ziemlich schnell ansteigen, wie an der Uferböschung erkennbar, die sehr steil abfällt. Eine steile Betonierte Abfahrt in den Fluß wird rege von diversen Motobootseignern benutzt, die kommen und gehen und bleiben auch über Nacht irgendwo mit ihrem Boot draußen. Angeln ist ja in Argentinien Nationalsport, gleich hinter Fußball. Dieser Platz ist kostenlos, einschließlich Strom, WC und Duschen.

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