Villa Baviera – Nationalpark Conguillio

Wir fahren die Strecke bis Pinto zurück, am Campingplatz bei Elisabet vorbei, wieder weiter nach Süden. Die Landschaft beginnt sich langsam zu verändern, denn wir kommen jetzt in den kleinteiligen,  landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich deutlich stärker genutzten mittleren Süden von Chile. Die Straßen sind gut ausgebaut, auch die Nebenstraßen, die wir gern benutzen, denn auf die Autobahn hatten wir nun wirklich keine Lust. Das Wetter spielte auch mit, ist ja fast selbstverständlich um diese Jahreszeit. Obwohl es auch hier im Sommer unerwartet Regenfälle geben kann.

Die Fahrt zieht sich hin und wir gelangen erst sehr spät an den Nationalpark Conguillo, da wir noch etwas einkaufen müssen und uns auch genau nach dem Weg erkundigen. Schließlich, kurz nach 19:00 Uhr erreichen wir den Eingang des Nationalparks. Vor uns wird die Schranke geschlossen, eine Einfahrt ist nicht mehr möglich. Uta versucht noch zu verhandeln, aber zwecklos. Morgenfrüh um 9:00 Uhr wird der Park wieder geöffnet. Also, was bleibt uns übrig, wir suchen uns eine geeignete Stelle zum Parken, es gibt natürlich nur eine in dieser gebirgigen Gegend und werden dann eben vor „den Toren“ übernachten, Toiletten sind vorhanden, darauf werden wir hingewiesen. Uta bereitet das Essen vor und es wird langsam dunkel.

Wir staunen nicht schlecht, als wir bemerken, wie die beiden Parkwächter in ihre Autos steigen und verschwinden. Kurz darauf kommen einige Pkws aus dem Park, öffnen die Schranke und fahren weiter. Die Schranke bleibt offen. Jetzt, um diese Zeit, haben wir auch keine Lust mehr im Dunkeln zu fahren, so übernachten wir hier eben. Es kommen auch einige Chilenen, aber die meisten drehen wieder um und fahren zurück. Später spricht uns ein deutsches Pärchen an, die mit einem Mietwagen unterwegs sind. Wir erklären ihnen die Situation und empfehlen ihnen weiter zufahren, was wir mit Sicherheit morgen früh auch machen werden. Zwischen den beiden gibt es eine kurze Diskussion, dann fahren sie weiter. Bis 22:00 Uhr findet noch immer reger Verkehr in beiden Richtungen statt.

Am nächsten Morgen kurz nach 7:00 Uhr als es schon etwas heller ist, fahren wir ohne zu Frühstücken weiter. Es geht durch schmale Einschnitte, beiderseits gesäumt von dichtem Baumbestand, der durch seine oft fehlenden Oberäste den nahen Vulkan schon ahnen läßt und dann geht es wieder über freie Flächen, die nur schwach bewaldet  und durch viel kahle Bäume gekennzeichnet sind.

Der aufgehenden Sonne fahren wir hin und wieder entgegen. Es ist eine schöne Stimmung, die über der Landschaft liegt, alles noch recht friedlich. Zum Frühstücken suchen wir uns eine ruhige Stelle, etwas abseits von dem, um diese Zeit noch wenig befahren Weg.

Als wir weiterfahren sind auch schon etwas mehr Fahrzeuge unterwegs, nur gut das wir an den schmalen Stellen keinen Gegenverkehr hatten. Der Vulkan Llaima ( gesprochen Jeima) gerät immer mehr in den Vordergrund.  Im weiten Bereich des Vulkans passieren wir eine große, mit dunklem Lavagestein besäte Fläche. Ein wirklich bizarrer Anblick. Dann wenden wir uns vom Vulkan ab und fahren auf schmalen Pfaden die andere Seite hinunter zum grünen See, der Laguna Verde.

Jetzt im Sommer ist dieser See relativ klein, so daß wir auf dem Seeboden am Rande fahren können, um uns einen geeigneten Platz zum Übernachten zu suchen. In der Regenzeit, die ab Ende Mai beginnt, dürfte auch der Wasserspiegel dieses Sees ganz erheblich ansteigen. Die Markierungen an den Rändern geben davon ein beredtes Zeugnis.

Eine geeignete Stelle ist auch bald gefunden, mit einem guten Überblick und Rückendeckung. Ringsum uns herum liegen sie verstreut, die Lavabrocken, teilweise wunderschön eingerahmt durch grüne Gräser. Seinen Namen hat dieser See von den grünen Algen, die sich im Spätsommer am Rande bilden und die Wasserfläche mit der Zeit grün färben. Von dem hinter unserem Auto befindlichen Hügel, hat man eine phantastische Übersicht über den See und den umliegenden Höhenzügen.

Die meisten Besucher fahren an den Wasserrand des Sees, schauen sich eine Weile alles an und treten den Rückweg an. Manche verweilen auch einige Stunden und ganz wenige übernachten am Rande des Wassers. Es gibt auch einige „verrückte“ Jugendliche, die durch das relativ flache Wasser eine kleine Insel mit dem Fahrrad zu erreichen versuchen. Sie schaffen es natürlich auch, zur Freude aller umstehenden Personen am Ufer.

Am nächsten Tag unternehmen wir einen kleinen Spaziergang auf die andere Seite des Sees. Es ist nicht so einfach wie gedacht, da der See in seinem jetzigen Zustand sehr viele kleine Buchten und Verzweigungen aufweist, die meistens sehr tief sind. So wandern wir am Rande entlang, umrunden eine um die andere Bucht, um endlich am endscheidenden Übergang auf die andere Seite des Sees zu gelangen. Diese Seite ist felsig, mit Büschen und Bäumen versehen, zwischen denen auch sehr schöne Blumen die Welt verschönern. In einem Felseinschnitt entdecken wir eine kleine Quelle mit herrlichem, erfrischendem und kühlem Wasser.

Am Ufer sind die einzelnen Wasserstände, die der See im Laufe der Jahre hatte gut zu erkennen.

Immer wieder erfreuen uns die verschiedenen Blüten, die hier wild am Ufersaum mit ihren leuchtenden Farben die Landschaft verzaubern. Oft sind es nur kleine, fast unscheinbar wirkende Pflanzen, ein anderes Mal große Büsche, die wir aus Deutschland nur als Topfpflanzen kennen, wie z.B. Fuchsien, die hier wild in großen Büschen, man kann schon sagen wuchern. Dabei fallen mir bei wuchern die Brombeerhecken ein, die in Chile geradezu eine Plage sind, weil man sie eben überall in großen Mengen findet. Die Beeren schmecken ausgezeichnet. In diesem Jahr besonders, weil es auch zwischdurch hier öfter geregnet hat.

Ein besonderes Augenmerk hat Uta auf die hier in großer Menge vorhan- denen, abgestorbenen Bäume gelegt. Sie bieten in jeder Lage eine faszinierende Kulisse und sind in ihrer bizarren Ausgestaltung der Wurzeln ein immer wieder reizendvolles Fotomotiv. Zumal die Struktur der Stämme sehr verschieden ist von unseren heimischen Bäumen.

Ab und zu läßt sich auch einer der Bewohner dieser Stämme für einen kurzen Moment sehen.

Die vielen, aus dem Wasser ragenden Baumstümpfe, geben der Landschaft einen unwirklichen Charakter, neben dem lebendigen grünen Hintergrund.

Der Vulkan Llaima bietet sich natürlich als Motiv immer wieder an. Er ist ca. 3.125 m hoch und einer der aktivsten Vulkane in Chile. Beim Ausbruch am 01.01.2008 spuckte er eine ca. 3.000 m hohe Rauchsäule aus. Es wurden mehrere Touristen von der Lava im Nationalpark eingeschlossen und durch eine Rettungsaktion konnten allerdings 54 Touristen evakuiert werden. Am 04.04.2009 brach er erneut, nach einer kurzen Ruhepause aus.

Wir verbringen noch einen weiteren Tag in der abgeschiedenen Ruhezone und erfreuen uns des Nachts an dem klaren, strahlenden Sternenhimmel. Es ist immer wieder ein faszinierendes Erlebnis, über sich diese vielen Sterne so klar funkeln zu sehen, bei der gleichzeitig tiefen Stille, die nachts hier herrscht.

Bevor wir weiterfahren wird noch etwas Lavagestein für Heilzwecke gesammelt. Hier gibt es genug davon.  Der Weg führt uns am Fuße des Vulkans entlang weiter durch den Nationalpark Conguillio.

Anschließend noch ein Abschiedsbild, ehe es zum nächsten Vulkan Villacia geht.

Wir passieren die Orte Villarica und Pucon, ehe wir das Thermalbad Trancura erreichen, wo wir auch wieder von den Schweinchen begrüßt werden. Sie leben von den Küchenabfällen und den Abfällen, die die Besucher des Restaurants übriglassen. Nach unseren Beobachtungen leben sie sehr gut davon.

Nach 2 Tagen Thermalbad fahren wir weiter nach Lincan Ray und dort auf den Camping Alpino. Uns ist er schon gut seit Jahren bekannt und wir werden wieder mit großer Freude von Mercedes begrüßt. Ein kurzer Blick in die Runde, dann meint sie zu uns, wir wären zur rechten Zeit am rechten Ort. Und so gesellen wir uns in die vorhandene Runde der Gäste. Mercedes veranstaltet gerade das jährliche Abschiedsgrillen mit ihren Helfern. Auf dem Grill liegt das frisch geschlachtete Schaf. Es wird für uns ein recht vergnügter Nachmittag.

Für die Tage, die wir hier bleiben, stellt uns Mercedes die Cabaña (Hütte) zur Verfügung, vor der schon unser Auto steht.  

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