24.10.2013
Die historischen Ruinen in unsere Nähe werden am Morgen gleich in Augenschein genommen. Wie alt sie sind, etwa 150 oder 200 Jahre? Es ist, wie wir den Schildern entnehmen, offensichtlich unbekannt. Was es einmal war ist auch unbekannt. Ja, da kann man nichts machen.
Weitere Bilder siehe Ruinen von Palmar
Im hellen Tageslicht finden wir auch den Campingplatz, leider nicht unter Palmen, aber unter schönen Bäumen auf denen sich allerlei für uns unbekannte bunte Vögel tummeln. Den Tag verbringen hier in aller Ruhe. Leider ist die Wi-Fi Verbindung sehr schlecht und zu dem ist meine Telefonkarte auch noch leer. Das Wetter ist tagsüber mit 24° C schön warm, doch nachts kühlt es doch auf 17° C herunter. Die Geräusche der vielen Vögel hier, wie schon auf dem vorigen Platz, sind denen in einer Zoohandlung vergleichbar, es krächzt, piept und trillert oder gibt sonst irgend welche Geräusche von sich die undefinierbar sind. Klingt alles fremd und exotisch.
25.10.2013
Wir suchen nach dem Tee erst einmal die verschiedenen Yatay Palmen Bereiche auf. Diese Bäume können bis zu 18 m hoch werden. Sie sind schon sehr beeindruckend mit ihrer uns ungewohnten Silhouette.
In Concordia laden wir die Telefonkarte auf. Danach geht es weiter in Richtung Esteros del Iberá. Am Wegesrand kaufen wir noch 6 kg Apfelsinen, bei dem Preis von 20 Peso kann man nun wirklich nicht meckern. Derartig Apfelsinen habe ich in D. wohl noch nie gegessen, denn die sollten wir lieber im Freien schälen und essen, weil sie nur so triefen vor Saft und das wie sich später herausstellen sollte trifft für alle zu. Kurz: knackig, frisch und saftig.
Route von El Palmar zu den Esteros del Iberá
Bis Mercedes gibt es eine gut Asphaltstraße, danach beginnt die Schulung für Mensch und Auto auf Straßen der besonderen Art. 50 km Baustelle, danach 50 km Wellblech- Schotterstraße, mit überraschenden Querrillen. Bei Regen wollten wir die Straße wohl nicht fahren. Am Rande treffen wir auf die ersten Wasserschweine, sowie über den Weg eilende Stelzenvögel, die wir auch später noch häufig antreffen. Die Straße besteht aus einem Sand-, Lehmgemisch.
Wasserschweine sonnen sich gern am Wegesrand
Vorn vor uns die Colonia Carlos Pelegrinii, doch erst über das Wasser
Überraschenderweise kommen wir noch vor Sonnenuntergang auf einem schönen Campingplatz an der Laguna Iberá an und können ihn noch genießen mit dem ausgiebigen Frosch- und Vogelkonzert.
Doch dann kommt die böse Überraschung, der Wagen ist total verstaubt. Nach kurzer Überlegung dann die Erleuchtung. Wir hatten hinten die Fenster ein wenig zur Lüftung offen – und natürlich klar – die Staubwolke, die wir verursachten, wurde durch den Wirbel am Heck des Fahrzeugs in den Innenraum gezogen. Ja, ja, ich erinnere mich jetzt an Ihren Hinweis was passieren kann, wenn….. Der praktische Lerneffekt ist auf jeden Fall effektiver! Aber uns kann das nicht aus der Ruhe bringen, die Schränke sind staubdicht, das ist eindeutiger Fakt. Noch am Abend ist der größte Teil wieder sauber.
26.10.2013
Morgens um 10:00 Uhr geht es mit dem Boot bei kräftigem Wind hinaus auf die Lagune. Hunderte von Lagunen, nie mehr als 5 -7 m tief, sind in das 13 000 km² Schilfseengebiet eingebettet. Die hiesige Lagune ist die zweitgrößte ihrer Art. Mit ihren Schilfbänken, Binsengebüschen und schwimmenden Grasinseln bilden die nur vom Boot aus zu erkundenden Gewässer eine ideale Heimat für eine ausgeprägte Aquafauna. Auf unserer Bootstour konnten wir verschiedenen Kaimane, Wasserschweine, Raubvögel und die unterschiedlichsten Wasservögel neben den bunten Teppichen der Wasserpflanzen bewundern. Als die dunkle Wolkenwand immer dichter wurde liefen wir noch rechtzeitig in den kleinen Hafen ein, so daß der nachfolgende Regen uns nichts mehr anhaben konnte.
Am Nachmittag nach dem Regen machen wir uns auf die etwa aus knapp 700 Einwohnern bestehende Kleinbauern Kolonie Colonia Carlos Pelligrini zu besuchen. Also die europäischen Vorstellungen werden gleich ganz tief im Koffer verstaut und verschlossen. Bilder sagen hier mehr als Worte. Das Notstromaggregat wird begutachtet, es versorg das Örtchen mit Strom wenn die Zufuhr aus Mercedes (ca. 120 km entfernt) ausfällt und das sei häufig der Fall, erklärte man uns. Die Menschen sind eher zurückhaltend als aufdringlich, jedoch sehr herzlich und hilfsbereit, sofern sie angesprochen werden. Wir suchten einen Laden, um endlich unseren Weinvorrat wieder aufzubessern und fanden irgendwann auch einen, nur nicht dort wo er eigentlich auf dem Plan sein sollte. Macht nichts, der Wein schmeckte uns jedenfalls abends vorzüglich. Nebenbei bemerkt, der Wein hier in Argentinien hat nie weniger als 13,1% Alkohol, und ist nicht sauer, sondern überwiegend trocken. Uns schmeckte bisher jeder Wein.
27.10.2013
Heute ist in Argentinien Wahltag. Wählen ist Pflicht, der Wahl fernzubleiben wird hart bestraft, erzählt uns ein junges Pärchen, das sich gerade auf den Weg machen will, um bei der Polizeistation vorstellig zu werden, denn sie sind mehr als 500 km von zu Hause entfernt, können dementsprechend nicht an der Wahl teilnehmen.
Da endlich wieder schönster blauer Himmel und Sonnenschein ist, macht Uta sich erst einmal auf um die Wäsche zu waschen und übertreibt es mit ihren Fingern, so daß die Haut an den Knöcheln etwas abgerubbelt ist, damit wird sie eine Zeitlang zu tun haben. Trotzdem machen wir am Nachmittag noch eine Kanufahrt.
Der Wind schiebt kräftig mit als wir auf das offene Wasser paddeln. Es dauert so seine Zeit, bis wir das Kanu im Griff haben. Es geht abwechseln durch Binsen und Schilf sowie vorbei an diversen anderen Wasserpflanzen. Wasserschweine versuchen uns mit Grunzen zu verscheu, wahrscheinlich haben sie Junge in der Nähe. Ein Kaiman versteckt sich am Rande einer schwimmenden Insel und ist nur halb im Wasser zu sehen. Streicheln wollte Uta ihn dann doch nicht. So fuhren wir weiter um die Ruhe und die faszinierenden Eindrücke zu genießen.
Zum Sonnenuntergang waren wir allerdings schon wieder zurück und konnten diesen in Ruhe vom Land aus mitverfolgen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie diese letzten Augenblicke der versinkenden Sonne auch hier von vielen Menschen gern beobachtet werden. Ein herrlicher Anblick ist dann der glutrot leuchtende Himmel, nachdem die Sonne verschwunden ist. Mit einem Gläschen Wein beschließen wir den Tag, denn morgen soll es weitergehen. Wir nehmen an, daß die Fahrbahn so halbwegs trocken sein sollte.
Route von Esteros del Iberá nach Moconá
28.10.2013
Blauer Himmel und Sonnenschein, so machen wir uns auf den Weg. Die Staubstraße ist nicht ganz so staubig doch es reicht noch, um öfter überrascht zu werden. 130 km sind zu überwinden, davon zwei Drittel getrocknete Schlammstraße und ein Drittel Schotterstraße. Die Straße, beidseitig eingezäunt, führt über weite Ebenen die teilweise sumpfig und mit geringem Rinderbestand besetzt sind, ja diese Tiere haben hier wirklich viel Platz zum grasen. Danach treffen wir auf die vorzüglich ausgebaute Nationalstraße 14, die uns jetzt schneller vorankommen läßt.
Die Nacht verbringen wir auf einem etwas abseits am Fluß gelegenen Campingplatz, wir sind die einzigen Gäste, der Strom wird für uns extra eingeschaltet. Wir begutachten die Anlage und finden sie, wie so oft hier vieles, sehr spannend. Diese Campingplätze sind eher Grillplätze, die von der heimischen Bevölkerung aufgesucht werden, zum Grillen oder zum Angeln, beides beliebte „Sportarten“. Das Rauschen des murmelnden sehr schnell dahinfließenden Flusses läßt uns später ruhig einschlafen.
29.10.2013
Auf guter Straße geht es weiter. Über eine Brücke, die fast vollständig unter Wasser steht überqueren wir einen Fluß, lediglich die Fahrbahn ist noch wasserfrei. Als wir drüben ankommen sind wir von der Vielfalt der Schmetterlinge, die sich an der Feuchtigkeit auf der Fahrbahn laben überrascht. Ein Versuch diese Pracht bildlich einzufangen gelingt wegen der Lebendigkeit der Tierchen nur schwer. Kurz darauf erreichen wir den Provinzialpark Moconá am Rio Uruguay, der bekannt ist für seine ca. 2000 – 4000 m langen Wasserfälle, deren Länge je nach Wasserstand variieren. Es handelt sich um die längsten Wasserfälle der Welt, die zwar mit ca. 10 m nicht so hoch sind, doch beeindruckend aufgrund ihrer Länge. Leider können wir nicht zum Fluß hinunter, weil der Wasserspiegel bei 7,80 m steht und die örtliche Polizei läßt das erst wieder bei einem Stand von 7,15 m zu. Der Rio Uruguay bildet hier die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien.
Daraufhin lassen wir uns auf einem nahen privaten Campingplatz nieder und warten ab, ob das Wasser fällt. Morgen wollen wir, sofern möglich, eine Bootsfahrt auf dem Rio Uruguay unternehmen um uns diese Wasserfälle, die man nur von der Wasserseite ansehen kann, anzuschauen. Den Rest des Tages verbringen wir auf dem Campingplatz mit Wi-Fi, was sich jedoch auch als sehr mager erweist. Ein Spaziergang am Nachmittag führt uns durch subtropischen Urwald mit feuchtwarmen Klima, vorüber an einem Wasserfall, über 2 Hängebrücken. Wir erfreuen uns hier an dem friedlichen, harmonischen Miteinander von Flora, Fauna und Mensch. Besonders die schönen großen Schmetterlinge haben es uns angetan, doch sind sie immer wieder schneller als wir mit dem Fotoapparat.
30.10.2013
Das Wasser ist immer noch zu hoch für eine Bootsfahrt und so verbringen wir den Tag in Ruhe hier und warten ab was der Morgige bringt. Entspannend ist es schon, über 2 Stunden die Beine vom Wasser des nahen Urwaldbaches umspülen zulassen und die umgebende Natur in ihrer Lebendigkeit in sich aufzunehmen.