06.11.2015
Als wir erwachen fängt der Tag gerade erst an. Es ist grade 5:30 Uhr. Der Darm grummelt und in der näheren Umgebung ist keine Möglichkeit um „auszutreten“. Die Tomatensauce vom Abend war irgendwie nicht das richtige für mich. So machen wir uns schnell auf den Weg. Eine Stelle wird bald gefunden und erleichtert kehre ich zurück. Der Wagen reagiert beim Losfahren, als wären wir im Sand steckengeblieben. Was ist da los? Der Schaltknüppel schlackert so merkwürdig und es lassen sich nur noch die Gänge 3 und 4 einlegen. Das könnte der Fehler sein von dem Kai in der Werkstatt sprach und uns noch dieses kleine Kunststoffteil mitgab. Das geht oft kaputt und dann ginge nichts mehr, meinte er damals.
Wir fahren mit 80 Km/h die nächsten 120 Km bis zu dem Hotel in Limoncito, welches wir im Januar schon einmal aufgesucht hatten. Limoncito ist ein Ort, vergleichbar mit einer großen Kleingartenanlage, Grundstücksgrößen ca. 1000 m² mit einer festen Laubenhütte. Die Landschaft ist bis auf einige Bananenstauden, kleinen Bäumchen fast recht ursprünglich belassen. Das ganze natürlich schachbrettartig aufgebaut.
Der Hausmeister vermittelt uns eine „Werkstatt“, vereinbarte einen Termin und so standen wir am Nachmittag schon auf der Rampe in Roboré, dem nächsten Dorf, 20 Km entfernt. Wir werden an der Tankstelle an Ortseingang erwartet und fahren dem Pkw hinterher, gefunden hätten wir das allein sicher nicht, denn außen waren keine Hinweisschilder, geschweige denn Straßennamen. Diese „bolivianische Werkstatt“ unter freiem Himmel, ist ein richtiges Familienunternehmen. Vater, Mutter, 3 Söhne und 2 Töchter. Der älteste Sohn ca. 18 Jahre und dann immer ca. 2 Jahre abwechselnd abwärts.
Vater und ältester Sohn untersuchen unseren Wagen, während ich ihnen das kleine Kunststoffteil hinlege. Ich mache die beiden Monteure auf dieses Teil aufmerksam, doch das scheint sie nicht zu interessieren. Nach einiger Zeit haben sie lokalisiert, wo der Fehler liegt und der Sohn arbeitet nun allein weiter, baut einige Teile aus und behebt so den Fehler.
Zwischenzeitlich erhalten wir Stühle zum Sitzen, 3 Mangos mit 2 Messern werden uns auf einem Teller gebracht und etwas später holt uns einer der kleineren Söhne 2 Früchte vom Baum, die wie eine Mischung aus Apfelsine und Pampelmuse schmecken, aber recht süß sind. Später erhalten wir noch eine Tüte entschälter Früchte von dem Tamarindo-Baum. Siehe Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Tamarindenbaum
Die Gänge können nun wieder alle eingelegt werden. Das kleine Teil gibt man uns wieder zurück. Ich bezahle die 100 Bolivianos und so können wir die Heimfahrt antreten.
Nur dauerte diese Fahrt nicht allzulange, denn der 2. Gang läßt sich nur schwer einlegen und bei etwas Steigung rutscht er raus. Also wenden und zurück. Der Vater hört sich das Problem an und um anschließend selbst mit uns eine Runde zu fahren. Es passierte wie beschrieben das Gleiche. Wieder in der „Werkstatt“ holt er seinen Sohn heran bespricht etwas mit ihm und dann muß der Sohn den Wagen eine Runde mit uns fahren. Damit hat auch er das Problem zur Kenntnis genommen und fährt den Wagen auf die Rampe um wieder alles auszubauen und im Endeffekt das kleine Kunststoffteil einzubauen. Nun das dauert wieder ein Weilchen und nach insgesamt 3,5 Stunden können wir nun glücklich zu unserem Hotelstandort zurückfahren. Bezahlt haben wir nichts mehr, denn das mußte der älteste Sohn nun auf seine Kappe nehmen. Man kann das auch Lehrgeld nennen.
Zum Abendessen gehen wir in das Restaurant nebenan und da es schon um 19.00 Uhr dunkel ist und die Insekten hier alle sehr stechwütig sind egal welche Größe sie haben, von Fliege bis kaum sichtbar, ziehen wir uns zum Schlafen schon um 20:00 Uhr in unser mückensicheres Innenzelt zurück, obwohl um uns wieder die Glühkäfer fliegen und der Sternenhimmel bezaubernd herunterschaut.
07.11.2015
So sicher schien das Moskitozelt hier offenbar nicht zu sein, denn die fliegenden, kleinen schwarzen Punkte fanden trotzdem den Weg durch das enge Gewebe und machten flächendeckend ihre juckenden Punktierungen. An Utas Beinen werden langsam die Flächen knapp, dafür nimmt das Kribbeln ordentliche Ausmaße an.
Heute geht es nach Agua Caliente, den Thermalquellen, die mit ca. 42° C aus dem Boden sprudeln und dann in einen großen See bzw. Fluß fließen. Hier entspannen wir uns.
Beim Laufen in dem Fluß, wo sie emporsprudeln, müssen wir aufpassen, um nicht unversehens bis zur Brust im weichen, warmen Sand zu verschwinden. Tiefer geht es nicht, weil die Quelle einen nach oben drückt. Wir sind gerade unter einem Schutzdach, als sich ein tropischer Regen über uns ergießt, der jedoch nach 15 Minuten wieder vergessen ist.
Nach 3 Stunden reicht es uns, zumal wir schon recht müde sind und machen uns auf den Heimweg.
Da im Auto die erfrischende Temperatur von 37°C herrscht machen wir das Gebläse an, um die noch etwas kühlere Luft von außen hereinzulocken. Zu unserem großen Erstaunen, bläst an den Seiten die Heizung mit voller Kraft heiße Luft hinein. Das geht ja nun überhaupt nicht. Also ab zur „Werkstatt“.
Angekommen in der „Werkstatt“ wird der Wagen aufgebockt, der Bodenschutz von kleinsten Sohn abgebaut und nun macht sich der Vater, der bisher in der Hängematte geschaukelt hatte und Anweisungen gab, unter dem Wagen zu schaffen.
Wir erhalten 2 Stühle und einen Kaffee und schauen dem ganzen Treiben zu. Um uns laufen kleine Küken, Hunde und Katzen herum. Zwei junge Hähne üben sich im Hahnenkampf, sehr interessant, dem zuzuschauen, bis ein dazwischenfahrendes Auto sie unterbricht. Danach gehen sie friedlich nebeneinander picken. Die Kinder spielen und helfen immer abwechseln, aber alles immer spielerisch. Dann setzt sich auch die Mutter zu uns, wir unterhalten uns über die Familien und sie sind erstaunt, daß wir nur 2 Kinder haben. Über das Leben in Deutschland und über unseren weiteren Weg durch Bolivien. Wir sitzen hier unter alten großen Mangobäumen. Die herabgefallenen Mangos werden hier nicht weiter beachtet, es ist genug davon vorhanden. Das Essen fällt einem hier buchstäblich in den Mund.
Dann präsentiert uns der Vater den Thermostaten, den er ausgebaut hat. Hier brauch ihn keiner, meint er, ohne wird der Motor nicht überhitzt, er kenne das Problem zur Genüge. Gut, alles wieder eingebaut, Wasser aufgefüllt und eine Probefahrt gemacht. Problem nicht gelöst.
Wieder wird gesucht, wobei uns dann auffällt, daß der Regler der Heizung nicht ganz bis zum Anschlag geht. Also wieder alles zum 3. Mal ausbauen und den Baudenzug neu einstellen, offensichtlich wurde es gestern vom Sohn nicht richtig eingebaut. Danach ist alles wieder in Ordnung. Da wohl die Motorwanne nicht ganz dicht sein soll würde der Vater gerne eine Abdichtung mit Silikon vornehmen. Um die Dichtung zu erneuern hat er nicht die Lizenz. Wir verabreden für morgen Sonntag eine Uhrzeit und zahlen schon für morgen den Preis mit, alles in Allem 200,- Bolivianos.
Beruhigt fahren wir gen Hotel. Es läßt sich alles gut schalten und die Heizung heizt nicht ungefragt. Im Restaurant essen wir etwas um danach, wie gestern, die Gründe haben sich nicht verändert, früh schlafen zu gehen. Sinnigerweise haben wir aber vorher die Mückengitter an den Fenstern von innen mit Insektenspray besprüht, um das Eindringen zu erschweren.
08.11.2015
In Ruhe wird heute gefrühstückt, obwohl der ganze Körper juckt. Besonders Uta hat erheblich darunter zu leiden. Die Nacht war, bis auf ein oder zwei kleine Eindringlinge, bißfrei. Um 11:00 Uhr haben wir in der „Werkstatt“ den Termin und gleichzeitig haben wir uns entschieden den Thermostaten wieder einbauen zu lassen, zumal der Bodenschutz abgebaut werden muß.
Diesmal ist die ganze Familie im Einsatz, zumindest die Nachkommenschaft. Im vorderen Teil der Werkstatt wird der Wagen unseres Hoteleigners bearbeitet, von den Söhnen und Töchtern und nachdem unser Wagen im hinteren Teil aufgebockt auf 2 Holzstämmen mit Bretterauffahrt ist, macht sich der jüngste zu schaffen die Bodenverkleidung abzunehmen. Hatte er gestern schon gemacht, ging dann auch heute sichtlich schneller. Danach baute der älteste Sohn den Thermostaten ein und dichtete die Motorwanne ab. Der Vater sitzt derweil im Sessel, telefoniert und schaute der ganzen Sache gelassen zu. Die Mutter sitzt in der Mitte der Zufahrt auch im Schatten. Dazwischen fängt der Kleinste Küken und spielte damit, wenn er sie bekommt, denn diese kennen das Spiel offensichtlich auch schon. Es macht alles einen unbeschreiblich friedlichen und harmonischen Eindruck. Hier tickt die Zeit offenbar langsamer. Wir haben den Einblick in dieses Familienleben mit großem Interesse aufgenommen und uns hier sehr wohl gefühlt.
Als Lohn entrichten wir noch einmal 50,- Bolivianos für den Einbau des Thermostaten, den aber heute der älteste Sohn bekommt. Vater hat schließlich nur Regie geführt. Mit vielen guten Wüschen werden wir verabschiedet und verlassen den Hof.
Es ist schon wieder sehr warm als wir wieder im Hotelgarten ankommen. Daher geht es sofort in den Pool um sich abzukühlen. Das tut guuuuut.
Anschließend wird noch ein bißchen gearbeitet, denn der Bericht muß endlich ins Netz, wenn wieder eine Verbindung möglich ist. In Reboré haben wir versucht eine Simkarte zu erhalten, ich hatte sie auch schon im Handy, nur Aufladen kann ich sie nur, wenn ich bolivianische Papiere habe. Sofern ich eine gebrauchte Simkarte hätte, könne man sie mir aufladen, erklärte man uns. Doch leider habe er auch keine zur Hand. Mal sehen ob es in Santa Cruz klappt.
09.11.2015
Wir bleiben doch noch, obwohl die stichfreien Stellen rapide abnehmen. Im geschützten Frühstücksraum bei einer angenehmen kühlen Prise läßt es sich gut arbeiten. Ab und zu geht es dazu in den Pool. Morgen werden wir uns mal wieder vor unseren interaktiven Bildschirm setzten und dann geht es weiter nach Santa Cruz de la Sierra. Die Stadt ist uns nicht fremd, denn schließlich waren wir erst im Januar 2015 dort.