10.11 2015
Die Fahrt nach Santa Cruz verläuft relativ problemlos.
Der Tankinhalt hat sich schon zur Hälfte verabschiedet und so beschließen wir die nächste Tankstelle anzufahren. Mit einem kurzen Blick auf unser Nummernschild bedauert man, daß sie hier keine Umstellmöglichkeit auf internationale Preise haben. Wir verhandeln ein Weilchen, dann bedeutet man uns an die Seite zu fahren, sie wollen mit einem Kanister den Sprit abfüllen.
Hier in der Ebene sind viele Menonitenkolonien, die offensichtlich auch Sprit benötigen. Also kommen sie mit einer Pferdestärke und einem Faß auf dem Wagen und lassen sich dieses voll füllen.
Der Wagen hat natürlich kein Nummernschild. Es darf nicht vergessen werden, daß auch Menoniten in Bolivien Ausländer sind. Präsident Morales hatte vor einiger Zeit angeordnet, daß auch ihr Grund und Boden versteuert werden müßte, worauf ein großer Protest entstand. Gleichzeitig verordnete er, daß alle Kinder die in Bolivien geboren werden, Bolivianer sind. Das schienen sie nicht besonders gut zu finden, denn bisher ließen sie das Neugeborenen in Deutschland registrieren. Die Kolonien sind mit einer Schranke und einem Wachhäuschen gesichert, daß kein Unbefugter sie betreten kann. Arbeitskräfte werden tagsüber reingelassen. Die Menschen dort sollen, wie uns berichtet wurde, weder Telefon, Zeitung, Radio oder ähnliche moderne Kommunikationsmittel haben. Sie leben so wie vor 100 -150 Jahren. Das erklärt auch ihre starke Neugierde, wenn sie außerhalb ihrer Kolonie sind.
Die zweite Variante, die wir beim Spriteinkaufen beobachten konnten, war die Einschaltung eines Mittelmannes mit einem großen Faß.
Nach einer Weile des Wartens fragen wir nach, bekommen einen 20 l Kanister von Irgendetwas, lassen uns diesen vollfüllen und betanken unseren Cicero auf diese Weise, bis er wieder abgefüllt ist. Paßte alles sehr gut. Der Preis war um die Hälfte billiger, obwohl noch teurer als für Bolivianer, aber für uns ok.
Wir erreichen Santa Cruz nach 16:00 Uhr. Der Verkehr hat es mal wieder in sich und wir wissen nicht so recht wo wir sind. Der Navi hat leider keine Karten für Bolivien und Peru. In Brasilien war die Stadtdurchquerung damit sehr angenehm. Also fahren wir weiter Richtung Zentrum, doch dann muß einfach gefragt werden und so gelangen zu unserem Hotel und werden dort auch wiedererkannt, was sich dann in einem geringeren Preis wiederspiegelt. Eine Internetbuchung wäre teurer gekommen wie ich später recherchiert habe.
In den Tagen, die wir hier verbringen wird die Wäscherei aufgesucht und hauptsächlich die Internetseite auf den neusten Stand gebracht. Die Mittagszeit verbringen wir gewöhnlich in einem Restaurant bei einem kühlen Eis und den hervorragenden Säften, die wir hier bekommen. Wie Santa Cruz noch vor ca. 65 Jahren aussah, ist hier zu sehen. So vergehen die Tage recht schnell.
15.11.2015
Am späten Vormittag geht unsere Reise weiter. Wir haben, da Sonntag ist, nicht viel Verkehr erwartet, doch das ist eine Täuschung. Ausflugsverkehr, der die Stadt verläßt, ist angesagt. So kommt es vor den Mautstellen auch zu großen Schlangen, was bei der Hitze sehr „angenehm“ ist. Je weiter wir uns von der Stadt entfernen wird der Verkehr dünner, doch tritt ein anderes interessantes Phänomen auf, beim Überholen dreht der Motor manchmal kurz hoch.
Wir durchqueren eine tropische, hüglige Landschaft und schrauben uns immer weiter nach oben. Das Problem des kurzzeitigen Durchdrehens tritt häufiger auf. Kurz nach dem kleinen Ort Mataral gelangen beim bergauffahren an eine Ausweiche, kriechen langsam von der Straße und dann geht nichts mehr. Motor läuft, Gänge werden eingelegt, egal welcher, doch der Wagen steht. Ja, machen können wir momentan nichts, also beschließen wir hier zu übernachten, morgen ist ein neuer Tag und es sieht wieder alles anders aus.
16.11.2015
Wir trinken erst einmal in Ruhe unseren Mate. Anschließend bringen wir Cicero in eine Position, von der wir mit ihm zurück zum Ort rollen können, schaffen es bis zum Ortseingang und stehen wieder abseits.
Anschließend suchen eine kleine „Metallbude“ auf, erläutern unser Problem – Kupplung -. Der Handwerker schaut sich das selber an und empfiehlt uns eine Werkstatt ca. 13 km außerhalb des Ortes noch hinter Los Negros. Um dorthin zu kommen sprechen wir Jhonny, wie er sich vorstellt, mit seinem Jeep an. Er sagt zu, hat aber noch kurz was zu erledigen.
Mit unserer Abschleppstange in Verbindung mit einer Kette, die wir auch parat haben, schaffen wir eine Verbindung, die ein Abschleppen ermöglicht. So geht es los, über Rumpels, bergauf, bergab, dann faßt plötzlich die Kupplung und mitten in Los Negros rutscht der Hacken raus. Beim Stop wird kurz umdisponiert. Wir nehmen ein Angebot an, den Wagen auf einem Lkw nach Santa Cruz transportieren zu lassen.
Es wird eine provisorische „Rampe“ an einem Abhang gebastelt, eine Straßensperre verursacht und in mehreren Anläufen versucht, Cicero auf den Lkw zu bekommen. Außer einem Verkehrsstau, einem zerbrochenem Zufahrtsbrett, kommt nichts Richtiges zustande. Das wird nichts, ich breche den Versuch ab. Cicero wird rückwärts von der Straße gezogen und wir beschließen die Werkstatt von Walter aufzusuchen, die man uns bereits empfohlen hatte.
Der Motor wird wieder gestartet, der 3. Gang eingelegt und……. er faßt, so kann ich selbstständig zur Werkstatt fahren, egal wie der Straßenzustand auch ist! Jhonny folgt uns, überholt und hält an der Werkstatt.
Walter, Inhaber der Werkstatt, erweist sich als sehr kompetent. Hört sich ruhig alles an, setzt sich in den Wagen testet selbst, läßt ihn vorn aufbocken und testet erneut, er spricht allerdings nicht viel. Danach baut er an diesem oder jenem Auto weiter. Es ist schon 13:00 Uhr als er sich mit seinem Gehilfeneinem, einem 15 jährigen Jungen, der seit 5 Jahren bei ihm arbeitet, sehr ordentlich und geschickt ist, an dem Auto zu schaffen macht. Nach 3 Stunden überlege ich, ob er uns auch richtig verstanden hat, er sollte nicht den Wagen vorn zerlegen, was er aber mit Akribie, Brechstange, Hammer und diversen Schraubenschlüsseln gerade tut.
Beruhigend denke ich mir, er wird schon wissen was er tut, auf jeden Fall ist es sehr spannend.
Langsam wird es dunkel, unter dem Auto sind beide noch zugange und mit einer Taschenlampe wird die Sicht verbessert. Um 19:00 Uhr, es ist schon dunkel, liegt die Kupplung vor uns, in ihrer ganzen zerschlissenen Pracht.
Da benötigen wir wohl eine neue und die gibt es nur in Santa Cruz, eröffnet man uns. Alles kein Problem, um 7:00 Uhr fährt der Bus bis zu einer bestimmten Haltstelle, von dort könnten wir in Santa Cruz ein Taxi nehmen. Walter hat die entsprechenden Adressen der Läden wo es derartige Teile gibt. Also gut nach Santa Cruz ca. 200 Km durch die Berge.
Als wir uns später mit Tatty, der Ehefrau von Walter, uns unterhalten, ist sie von dem Vorhaben nicht so überzeugt. Das sei zu gefährlich, meint sie, ihr Onkel Samuel sollte uns besser nach Santa Cruz fahren und die Teile besorgen. Es koste zwar etwas mehr, sei aber komfortabler und sicherer. Wir planen um. Sie ruft ihren Onkel an um den Preis abzuchecken, doch dort meldet sich nur der AB. Nach mehrmaligen Versuchen hat sie nach einer ¾ Stunde keine Ruhe mehr. Wir fahren mit meinem Auto hin, meint sie, so können wir es am besten klären.
Er öffnet, als käme er gerade aus der Dusche. Wir werden uns schnell einig. Morgen früh um 5:00 Uhr ist er bei uns. Alles klar.
Anschließend fahren wir noch nach Pampa Grande. Einem kleinen Ort, an dem Bruder Andreas aus Deutschland wirkte. Leider ist er im Frühjahr verstorben mit 76 Jahren, aber er hätte viel Gutes hier gemacht. Tatty kannte ihn über 35 Jahre. Er wäre Bauingenieur gewesen, hätte die Steinbrücke über den Fluß konstruiert, die Plaza befestigen lassen, eine große Bibliothek angelegt, weil er alle Pflanzen und Tiere bestimmt hätte, die bisher unbekannt waren, berichtete sie uns. Uneigennützig hat er immer allen Menschen geholfen, wo er nur konnte. Er sei etwas militärisch gewesen, fand die vielen Fiestas nicht in Ordnung und, so betonte sie, er liebte die Pünktlichkeit über alles. Einmal hat er sogar eine Trauung verweigert, weil das Brautpaar nicht pünktlich war. Insgesamt gab es noch zwei weitere deutsche Brüder in ganz Bolivien. So etwa in Cochabamba und La Paz, die ähnlich wie er tätig und beliebt waren.
Wir saßen im Dunkeln eine ganze Zeitlang auf der beleuchteten Plaza und unterhielten uns. Um uns strahlte das Dorf, welches sich noch weitestgehend in seinem ursprünglichen Zustand befand, eine friedliche Ruhe aus. Nach einem kleinen Spaziergang durch die ruhigen Gassen, traten wir die Heimfahrt an.
17.11.2015
Pünktlich um 5:00 Uhr, es ist schon hell, ist Onkel Samuel bei uns und die Fahrt in seinem Pkw geht los. Wir kennen ja die kurvenreiche Straße durch die Berge, mit Schlaglöchern übersät und teilweise unbefestigt. Durch die Ortschaften wird durch die vielen Rumpels (querliegenden Schikanen) die Fahrt immer wieder fast unterbrochen. Die Geschwindigkeit bewegt sich zwischen 60 und 100 Km/h. Zeitweilig habe ich den Eindruck in einem Kasten zu sitzen der über die Erde gezogen wird, so rumpelt es. Doch Samuel fährt sicher und gekonnt, aber schnell. Plötzlich ein Stop. Der rechte Hinterreifen ist platt. Sieht unschön aus der Riß an der Seite. Doch schnell ist der Reifen gewechselt und die Fahrt geht weiter.
Nach gut 3 ½ Stunden sind wir in Santa Cruz. Hier werden wir seinem Schwager anvertraut, der Taxifahrer dort ist. Derweil wir die Teile besorgen, will Samuel einen neuen Reifen kaufen. So geht es nun mit dem Schwager durch die Stadt. Linksrum, rechtsrum und wieder ein Kreisverkehr, Autos links und rechts, überholt wird wo gerade Platz ist. Klappt immer hervorragend, denn auch der Schwager versteht sein Handwerk.
Wir müssen erst einmal Geld tauschen, doch die Banken machen erst um 9:00 Uhr auf und so beschießen wir einen Kaffee zu trinken, vielleicht finden wir auch WiFi um die Hotelreservierung in Sucre zu stornieren. Doch wir haben kein Glück. Der Schwager versucht in der Zwischenzeit bei einer Bank das Geld zu tauschen. Es dauert fast eine ¾ Stunde, ehe er wieder kommt, es war so voll, meint er. Jetzt geht es wieder weiter zu verschiedenen Ersatzteilläden. Überall die gleiche Auskunft, nein haben wir nicht. Glücklicherweise gelingt es uns nach einigen Anläufen die 12 Schrauben bekommen, die Walter für die Kupplung benötigt. Bei VW das Gleiche, nein haben wir nicht, könnten sie aber bestellen, dauert nur 30 Tage. Soviel Zeit haben wir leider nicht. Dann macht uns ein Mitarbeiter auf eine Werkstatt aufmerksam, die alte deutsche Autos aufkauft und repariert. Wir erhalten die Adresse und eine Telefonnummer. Nach dem der Schwager mit der Werkstatt telefoniert hat, ist alles klar, wir könnten kommen.
Nur, wir brauchen unbedingt Internetzugang. also sage ich unserem Taxifahrer, er möge uns ins Zentrum fahren, dort kenne ich ein Lokal mit Internetzugang. Wir machen uns auf den Weg. Zwischendurch kaufen wir nahe der Uni noch eine Simkarte, das wird schon klappen, meint er, den Rest regelt Samuel.
Am Lokal hält er an. Ich gehe rein versuche den Internetzugang herzustellen, erweist sich als schwierig. Die Bedienung kommt mir zu Hilfe. Ich frage nach dem Rooter, der sei oben, meint er, er schalte ihn mal eben aus und wieder an. Nach kurzer Zeit kommt er wieder, ich sende die Nachrichten ab, bedanke mich und wir fahren weiter.
Langsam drängt die Zeit, denn die Mittagspause der Werkstatt nähert sich. Nach einigem Suchen, ein paar Karrees fahren, haben wir sie gefunden. Der Inhaber schaut sich unsere alte Kupplung an und verschwindet nach hinten. Nach geraumer Zeit kommt er zurück mit einer neuen Kupplung für einen Golf 4, alles stimmt, meint er, nur sei sie 6 mm großer im Durchmesser. Telefonkontakt zu Walter kommt leider nicht zustande, also beschließen wir selbst, sie mit zunehmen. Es wird sich schon einen Weg finden, sie auf das richtige Maß abzuschleifen.
Mittlerweile sind wir schon 3 Stunden in der Stadt unterwegs und Samuel wartet auch schon sehnsüchtig auf uns. Kurze Zeit später sind wir an seinem Wagen. Wir bezahlen unseren Chauffeur und Samuel kauft eine Karte um unsere Simkarte aufzuladen, dazu gibt er seine persönlichen Daten ein, und…… es funktioniert. So können wir nun auch in Bolivien telefonieren und jederzeit ins Netz gehen, sofern es die schwache Netzverbindung es zuläßt.
Die Rückfahrt gestaltet sich ebenso wie die Hinfahrt nur dauert sie etwa 4 Stunden, aber wir kommen gut an.
Walter schaut sich die Kupplung gut an und nickt, dann verschwindet er mit ihr auf seinem Motorrad. Wir bereiten uns noch ein kleines Abendbrot, doch plötzlich kommt Tatty und meint sie wolle uns gerade zum Abendbrot einladen, ob sie uns denn einen Teller Suppe bringen dürfte. Gerne, erwidern wir, und so erhalten wir einen Teller Suppe mit einem gekochten Hühnerbein einer großen Kartoffelscheibe und Reis. Die uns sehr gut schmeckt. Danach verschwinden wir im Bett. Es war ein aufregender Tag und wir sind jetzt doch etwas angemüdet.
18.11.2015
Wir genießen den Frieden des Ortes an dem wir uns befinden. Mittags holt Walter die Kupplungsscheibe ab, die jetzt die richtige Größe hat und baut sie anschließend im Haus in aller Ruhe zusammen. Danach beginnt der Einbau.
Tatty will mit uns unbedingt nach Valle Grande, einem kleinen Ort in den Bergen fahren, ca. 80 Km entfernt, der sehr schön sein soll. Sie hat dort noch etwas zu besorgen. So fahren wir am Nachmittag los. Wir erreichen Valle Grande, schauen uns in dem alten schönen Ort ein wenig um und verbringen die Zeit bis 18:00 Uhr auf der Plaza, wo wir dem Treiben zuschauen. Als wir Rückfahrt antreten ist es schon dunkel.
Bei unserer Ankunft in der Werkstatt finden wir Cicero schon wieder komplett vor, na dann kann es ja morgen weitergehen.
19.11.5015
Am nächsten Morgen erfahren wir, daß Walter noch ein Loch in der Leitung des Kühlersystems gefunden hat. Er hat die Leitung ausbauen und löten lassen.
Nach einer kurzen Probefahrt ist dann alles ok und wir können unsere Reise fortsetzen. Wir haben auch hier sehr hilfsbereite und überaus nette Menschen kennengelernt, an die wir uns gerne später wieder erinnern werden.