20.02.2015
Nach einer erholsamen Nacht geht es weiter in Richtung La Sarena. Auf der Autobahn fahren wir bis Vallenar. Dann geht die Straße in eine normale Landstraße über. Ab Trapice befinden wir uns unversehens auf einer Straßenbaustelle mit Ampelregelung, die uns bis Las Hornos begleitet. Das führt unweigerlich zu Stauungen und langen Wartezeiten vor den Ampeln. Anschließend sind wir dann in der Autoschlange eingebunden, die die Geschwindigkeit vorgibt, was natürlich in einer bergigen Landschaft ein wenig Geduld erfordert.
Auf dem langen Weg durch die Wüste hatten wir manchmal den Eindruck, auf verschiedenen anderen Planeten zu sein, aber nicht auf der Erde. Bei dieser Gelegenheit fallen mir die Bilder ein die ich von meiner letzten Marsreise mitgebracht habe. Leider sind nur zwei Bilder aus dem Orbit übergeblieben. Aber das nur nebenbei.
In La Serena biegen wir nach Osten ins Elquital, einem sehr schönen und wirtschaftlich durch Weinanbau stark genutzten Tal ab, denn durch diese Tal führt der Weg über den Paß Aqua Negra nach Argentinien. Voller Erstaunen betrachten wir die Weinfelder, die mit ihrem satten Grün häufig die Berge erklimmen, sofern Wasser vorhanden ist. Aufgrund des überaus starken Windes sind die Felder mit Netzen abgedeckt, die allerding in größerer Höhe nur noch vertikal als Windbremse angebracht werden.
Den Paß wollen wir heute nicht mehr überqueren und da der Tag sich schon wieder dem Ende zuneigt, muß ein geeigneter Platz zum Übernachten gefunden werden. Es ist zu bedenken, daß wir uns hier im Erdbebengebiet befinden und ein gebührender Abstand von den Bergwänden muß es schon sein. Eine alte Straßenbaustelle mit Flußzugang ist das was wir suchten, und nach einiger Zeit auch finden. Oft werden wir von vorbeifahrenden Fahrzeugen durch Hupen und freundlichem Winken gegrüßt, obwohl wir ca. 100 m von der Straße entfernt stehen.
21.02.2015
Langsam bahnt sich am nächsten Morgen die Sonne durch den Morgennebel und die hohen Berge ihren Weg zur Talsohle. Wir haben in ca. 1.500 m übernachtet und sind froh, als die ersten warmen Sonnenstrahlen uns erreichen. Nach dem gestrigen bewölkten Himmel, erstrahlt er heute wieder in einem herrlichen azurblau.
Wir folgen dem Elquifluß, der sich langsam, bei zunehmender Höhe, in einen breiten Bach verkleinert. Immer wieder staunen wir darüber, wie jede nur sich bietende Möglichkeit genutzt wird um hier Wein anzubauen, der später gebrannt als Pisco auf den Markt kommt.
Nach gut 20 km erreichen wir den chilenischen Grenzposten. In einer großen Halle ist alles gut organisiert und so geht es in relativ kurzer Zeit wieder weiter, allerdings jetzt auf befestigter Erdstraße, für die nächsten 200 km.
In 2.300 m Höhe empfängt uns ein Stausee mit tiefblauem Wasser. Wie an den Ränder abzulesen ist, gab es Jahre, in denen der Wasserstand erheblich höher war, das muß allerdings schon einige Jahre her sein, denn am Ende des Stausees wachsen schon recht hohe Bäume.
Einige Autos, die von der Straße abgebogen und zum Ufer des Stausees runtergefahren sind lassen uns verleiten dies auch zu tun. Klar, runter geht es auf dem etwas steinigen Boden gut, doch später zurück, da gibt es dann mal wieder die bekannten Probleme. Mit dem Abschleppseil geht es auch nicht, aber mit der menschlichen Muskelkraft von 6 Personen geht es Stück für Stück vorwärts. Dank selbstloser chilenischer Hilfe haben wir nach 2 Stunden Cicero wieder dort, wo er von allein weiter fahren kann. So setzen wir die Fahrt mit Verspätung fort.
Jetzt beginnt eine faszinierende Bergwelt, die uns nach fast jeder Kurve wieder erneut zum Staunen bringt. Einmal sind es die unterschiedlichen Bergformationen und zum anderen die abwechslungsreiche Farbgestaltung der Berge. Der Weg auf chilenischer Seite ist ca. 100 km Erdstraße und abwärts in Argentinien erwartet uns dann noch einmal das gleiche. Langsam aber sicher geht es immer höher, mit kleinen Pausen, damit sich die Wassertemperatur wieder absenken kann, was bei dem kühlen Wind auch sehr schnell geht. Diese Fahrt über die Hochanden führt uns bis zu einer Höhe von 4.779 m. Cicero macht das alles gut mit, auch wenn ich bei manchen Steigungen in dieser Höhe schon mal in den 1. Gang schalten muß um vorwärts zu kommen. Doch geht es anderen Fahrzeugen ähnlich, wie wir hin und wieder beobachten können.
Wir erreichen die Paßhöhe und passieren die Grenze nach Argentinien. Die Grenzstation befindet sich allerdings erst 150 km weiter unten in der Pampa.
Um uns herum stehen Berge mit einer Höhe von ca. 6.216 m, sowie einige mit etwas über 5.000 m Höhe. Auf der argentinischen Seite sind sie teilweise schneebedeckt. Der Cerro Tapado mit 5.024 m zeigt am Fuß seines Gletschers die für die Anden typischen Gletscherformationen.
Auf dem Weg abwärts ändert sich die Bergwelt nach und nach. Es fehlen die bizarren Felsformationen und es verstärkt sich der Eindruck, daß alles flacher wird. Auf ca. 3.700 m Höhe treffen wir auf die Straßenbaumaßnahmen, die zu der späteren Zufahrt zu dem in Arbeit befindlichen Tunnelprojekt führt. Kurze Zeit danach schweben wir auf einer wunderbaren neuen Asphaltfahrbahn nur so dahin. Sehr entspannend nach dem was wir hinter uns haben.
…3.700 m hat er schon geschafft…..
Fast unmerklich zieht sich das Gebirge zurück und uns empfangt – na? – die Weite der Pampa natürlich, soweit das Auge reicht und die Straße schnurgerade.
Endlich dann die argentinische Grenzstation. Paßabfertigung und Zoll geht reibungslos. Doch dann die Fruchtkontrolle. Uns empfängt ein menschlicher Automat, der mit Programmen gefüllt zu sein scheint, die er selbst nicht versteht. Er betritt den Wagen und konfisziert sofort unsere Holzkohlenvorräte, weil sie aus pflanzlichen Rohstoff hergestellt wurden, das verwundert selbst seinen Zollkollegen, der verständnislos den Kopf schüttelt. Dann wird unser Müll konfisziert, für den hatten wir in Chile keine geeignete Ablage gefunden, paßt uns gut. Anschließend wird alles gründlich, wie noch nie durchsucht. Hier ist nur kleiner Grenzverkehr und die Leute haben Zeit. Es werden einige Kartoffeln und Zwiebeln beschlagnahmt und um nun dem Ganzen die Krone aufzusetzen, werden die selbst gesammelten Steine auch beschlagnahmt, weil – na?, weil sie ungewaschen sind und der Sand, der sich an ihnen befindet, könnte kontaminiert sein und Argentinien kontaminieren!!! Man gut, das er uns nicht in die Tonne wirft, weil uns und unserem Cicero noch chilenischer Staub anhaftet. Auf eine Diskussion hatten wir nach der Fahrt keine Lust und setzen, nachdem er alles in der Mülltonne verstaut hatte unseren Weg fort, nicht ohne uns die Frage zu stellen, – wer hat eigentlich einen Nutzen davon, wenn sich die südamerikanischen Staaten so untereinander schikanieren. Die angegebenen Gründe sind nur oberflächlich und lächerlich.
Nun suchen wir das Thermalbad in Pismanta, um dort zu übernachten oder einige Zeit zu bleiben. Nach einigem Suchen finden wir ein Hotel, das sich die Thermalquelle einverleibt hat. Ein Hotelbesuch liegt aber nicht in unsere Absicht und auch davor zu parken ist nicht möglich. So setzen wir unseren Weg fort, denn es soll in ca. 60 km eine weitere Thermalquelle existieren.
Als die Schatten schon wieder länger werden, geht die Fahrt wieder durch die Quebrada Jáchal (einen längeren Gebirgseinschnitt). Der Weg wird schmal, kurvenreich und unversehens sind wir wieder im Gebirge, mit Felsformationen, die bei den jetzt herrschenden Lichtverhältnissen einen wunderschönen Anblick bieten. Im Gebirge waren wir ja lange nicht mehr.
Nach einigem Fragen finden wir die nicht ausgewiesene Thermalquelle Aqua Hedionda, die Örtlichkeit, ca. 100 m von der Straße entfern und durch Buschwerk nicht erkennbar, entspricht jedoch nicht unseren Vorstellungen, zumal auch die Quelle wegen des hohen Wasserstandes des Flusses nicht zugänglich ist. So übernachten wir lediglich an diesem einsamen Ort.
22.02.2015
Am nächsten Morgen trifft auch der Verwalter, dieses vor mehr als 50 Jahren errichteten Anwesens ein, bei dem Instandsetzungen seit dieser Zeit nicht auf dem Programm standen. Er bedauert sehr, daß wir schon wieder weiterfahren wollen, denn seine Tage hier seien sehr einsam, meint er. Das können wir verstehen, denn wie soll hier jemand herfinden? Aber durch dieses Gespräch erfahren wir von der neuen Straße, die uns auf unserer Route 200 km Fahrt erspart.
Wir durchqueren das Valle Fértil, ein grünes, fruchtbares Tal, mit relativ hohen Bäuen. Eine landwirtschaftliche Nutzung fand bisher noch nicht statt.
Rast am Straßenrand…. Das wächst dort ohne das sich jemand darum kümmert. Der Boden ist also sehr fruchtbar.
Am Ende des Tales wollen wir auf die Ruta 14 Richtung Cordoba einbiegen, doch leider ist die Straße gesperrt. Wie wir erfahren, sei schon im letzten Jahr durch Regen ein Schaden an der Straße entstanden und nur schlecht beseitigt. In diesem Jahr seien nun große Teile fortgespült worden, also müssen wir einen Umweg über San Juan nehmen.
Kurz vor San Juan dann erneut eine Fruchtkontrolle. Wir sind mitten in der Pampa und können das nicht verstehen. Dafür bezahlen wir 15 Pesos. Wie sich herausstellt ist das eine gemeindliche Fruchtkontrolle. Auf unseren Hinweis, daß wir gerade aus Chile kämen und eine Fruchtkontrolle hinter uns hatten, ließ man uns weiterfahren. Einige Km später sahen wir dann den reinen ökonomischen, privaten Hintergrund dieser Kontrolle, Weinfelder!
Wir setzen die Fahrt fort, denn auch heute wird es wieder sehr spät. Immerhin sind wir schon über 600 km gefahren. Vor dem Nationalpark Sierra de las Quijadas, den Platz kannten wir schon vom letzten Jahr, übernachten wir.
23.02.2015
Heute geht es wieder lange gerade Strecken durch die Pampa. Die Berge wollen einfach nicht näher kommen. Doch endlich erreichen wir die Sierra de Córdoba und so geht es wieder ins Gebirge, das sich jedoch hier in einer anderen Gesteinsformation zeigt.
Es soll sich geologisch um ein noch recht unberührtes Urgestein handeln, was es auf diesem Planeten nur noch selten gibt, wie einige Geologen Ralf mitgeteilt hatten.
Am Nachmittag erreichen wir Villa General Belgrano und werden auf dem Campingplatz La Florida von Bettina und Ralf herzlich begrüßt.
Jetzt müssen wir aber erst einmal ein Bier trinken, nach der Fahrt, ein unbedingtes Muß!