28.10.2015
Wir passieren die Grenze ohne große Kontrollen. Fruchtkontrolle und derartige Spielchen gibt es hier nicht, selbst das Auto wird nicht registriert, obwohl Uta sicherheitshalber beim Zoll nachfragt. Nein, nicht nötig, war die Antwort, nur wenn wir längere Zeit im Lande bleiben wollen. Nun, was ist längere Zeit, wenn wir nicht gefragt hätten? Egal, wir fahren weiter und wollen uns erstmal einheimische Währung besorgen. Wir tauschen Euro in Real, der Real steht 4:1 zum Euro und wollen weiter, doch der Wagen springt nicht an. Super! Das hat uns jetzt noch gefehlt. Sollte das Relais 103 doch defekt sein?
Wir stehen direkt vor einem Showrestaurant ca. 500 m hinter der Grenze und die Empfangsdame ist uns sehr behilflich. Sie ruft bei VW an, die uns gleich abschleppen wollen, was wir aber ablehnen. Anschließend besorgt sie uns ein Taxi. Auf geht es zu VW. Das Relais haben wir vorsichthalber mitgenommen, als Anschauungsobjekt. Nein, derartiges für Dieselfahrzeuge wird hier nicht benötigt, das haben wir nicht, wird uns mitgeteilt, aber nach einem kurzen Telefonat wird uns eine Adresse genannt wo wir es bekommen könnten. Ok, der Taxifahrer wartete noch, also weiter. Wir gelangen zu einem Ersatzteilverkauf. Sieht aus wie bei uns nur mit einem Unterschied, die Verkaufsteke ist parallel zur Straße, ca. 1,5 m vor der Teke geht abends der Rolladen runter und dann ist alles zu, praktisch ist der Hauptverkaufsraum die Straße. Innen stehen die Regale quer bis an die ca. 4 m hohe Decke wie bei uns und sind voll bestückt. Der Verkäufer schaut sich unser Teil an, schüttelt den Kopf und meint das hat er nicht. Dann telefoniert er ein Weilchen und schickt einen Boten per Motorrad los. Er hat ein ähnliches Relais aufgetrieben das paßt, meint er. Wir warten derweil und lassen das Leben um uns einwirken. Es ist ein kommen und gehen, es ist ein lockeres umgehen miteinander, nur verstehen wir kein Wort. Portugiesisch und vieles zusammengezogen, dazu noch die örtliche Sprachmelodie. Etwas spanisch verstehen sie hier alle. Unser Taxifahrer wartet mit uns. – Endlich kommt der Bote mit unserem Teil. Es ist etwas kleiner, gleiche Teilenummer und Made in Germany. Wir zahlen 85,- Realos und ab geht es zurück.
Schnell ist das Relais eingesteckt und……? Der Motor will trotzdem nicht anspringen. Das war also nicht der Fehler. Wir bezahlen dem Taxifahrer ebenfalls 85,- Realos. Jetzt brauchen wir eine Werkstatt.
Die Empfangsdame ist uns wieder behilflich, sie meint in ca. 300 m Entfernung sei eine Werkstatt Mecanica Tres Fronteras sei der Name. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Die Sonne brennt vom Himmel und von Wind keine Spur. Nun, die 300 m entpuppen sich dann doch mehr als einen Kilometer, als wir endlich die Werkstatt entdecken. Der erste Eindruck ist allerdings der eines Schrottplatzes. Der Chef hört sich unsere Geschichte an, fragt wie wir hergekonnten seien und meint daraufhin locker, wir seinen verrückt.
Wir schwingen uns in seinen alten Ford Pickup und tuckern zu unserm Cicero. Er schaut sich die Sache an, macht uns auf den Ölfleck unter dem Auto aufmerksam und meint erst muß ein Elektriker sich ds anschauen. Dieser kam auch nach einer geraumen Zeit, konnte nichts finden und meinte der Wagen muß in die Werkstatt geschleppt werden. Er wird das regeln und verschwindet. Wir warten. Nach ca. 2 Stunden kommt ein Pkw mit zwei jungen Leuten, die uns mitteilen, heute sei alles voll und morgen würden sie uns abschleppen.
Gut, übernachten wir eben hier auf dem Parkplatz, damit haben wir kein Problem, auch wenn unser Cicero gleich neben einer Asbestendsorgung auf brasilianische Art steht. Wir haben damit ja keine Probleme. Astbest wir hier überall beseitigt, weil wohl ein heftiger Hagelschlag diese Dächer durchschlagen hat. Wir haben noch einige Dächer mit diesen unregelmäßigen Löchern gesehen. Jetzt wird alles mit Wellblech neu gedeckt.
Nun halten Ausschau nach einem kleinen Restaurant oder etwas ähnlichem, finden sogar etwas um ein kühles Bier zu trinken. Das tut richtig gut.
Gegen 21:00 Uhr füllt sich unsrer Parkplatz mit vier großen Reisebussen, aus denen Senioren entsteigen, die offensichtlich auf einer „Kaffeefahrt“ hier einen Halt machen um sich eine Brasil Show an zuschauen. Vom Eingang verfolge ich einen Teil und stelle schnell fest, daß wir auf diese Show gern verzichten können. So gehen wir einfach schlafen und werden nur kurz geweckt, als die Busse gegen 24:00 Uhr abfahren.
29.10.2015
Da wir nicht wissen, wann der Abschleppdienst kommt, sind wir schon früh wach. Doch gegen 9:30 kommt der Chef mit seinem Ford Pickup und einer Abschleppstange. So werden wir auf den Werkstatthof gezogen und rückwärts an die richtige Stelle bugsiert.
Das kannten wir schon von Heriberto aus Belgrano, klappt ausgezeichnet. Wir erhalten zwei Stühle im Schatten und schauen der Sache zu, die sich vor unseren Augen abspielt. Eins stellen wir sofort fest, viel schrauben will der Chef mit seinem Gehilfen nicht, lieber verrenkt er sich die Arme und knurrt ein bißchen. Ich mache ihn darauf aufmerksam, wie er am Schnellsten an die Einspritzpumpe kommen könnte, doch er lehnt dreimal ab.
Er findet im Kraftstoffschlauch, vor der Einspritzpumpe ein Loch, so daß er den Schlauch auswechseln muß. Das ist aber nur ein Nebenfehler.
Dann schließt er die Einspritzpumpe kurz und der Motor läuft. Das kennen wir schon, jetzt nur ohne elektronische Wegfahrsperre. Mehr könne er jetzt nicht machen, denn nun müsse ein Autoelektriker weitersuchen. Er würde uns zu einem Spezialisten bringen, meint er. Wir bezahlen die 5 Stunden Arbeitszeit á 75 Realos, die 1,5 Stunden Pause werden nicht berechnet und danach geht’s zum Elektriker. –
Sehr ordentliche Werkstatt, die mit einem 3 fachen elektrischen Draht über der Mauer gesichert ist. Es werden alle Sicherungen geprüft. Dann läuft der Motor plötzlich eine Weile und geht von allein wieder aus. Mal läßt er sich normal starten, kurz darauf wieder nicht mehr. Auch dieser Elektriker steht vor einem Rätsel und muß passen. Daraufhin verlegt er die Kurzschlußleitung ins Innere des Wagens, sucht eine bestimmte Klemme am Sicherungskarten, baut eine Diode ein, damit, wenn der Motor läuft, kein Strom zurückfließen kann. Das war’s dann. Der Motor springt an, passieren könne nichts, meint er. Wir bezahlen 30,- Realos und suchen endlich den Campingplatz auf, wo wir die einzigen Gäste sind und nachts ganz allein eingeschlossen.
Vom Boden sammeln wir noch kleine Früchte auf, ähnlich wie kleine Coktailtomaten, diese kannten wir schon von Oscar und hatten sie probiert. Sie schmecken leicht süßsauer, aber eher ungewohnt. Zum Abend gibt es schnelle Nudeln mit Tomatensauce.
Um uns herum ist jetzt Ruhe, die nur von den überaus lauten Grillen unterbrochen wird. Hier und dort leuchten die Leuchtkäfer mit dem sehr hellen und langandauerdem Glühen auf. Ab und zu hören wir auch verschiedene Gesänge der zahlreichen nachtaktiven Vögel. Wir haben uns in unser Gehäuse zurückgezogen, denn die beißenden und stechenden Insekten treiben auch hier ihr Unwesen, besonders vor und nach Sonnenuntergang.
Nach diesem ereignisreichen Tag sind wir recht froh, früh schlafen gehen zu können.
30.10.2015
Irgendetwas war nicht in Ordnung und mein Darm mag das überhaupt nicht. Alles pfeift durch und der Körper ist matt. Wir legen einen Ruhetag ein, an dem ich flach liege. Uta sortiert Bilder. 31.10.2015
Heute geht’s schon wieder besser. Nach dem Frühstück mit den besonderen Brötchen, die es hier gibt, – die nordamerikanische Kultur, mehr Schein als Sein, läßt grüßen – beschließen wir die Iguazúfälle auf der brasilianischen Seite zu besuchen, denn wie wir schon auf der argentinischen Seite feststellen konnten ist es immer wieder ein tolles Erlebnis, auch wenn einem die Situation schon bekannt ist.
Diese Fäll in ihrer Vielzahl sind ein immer wieder beeindruckendes Schauspiel der besonderen Art. Mit dem Bus fahren wir sehr nahe an die Wasserfälle, allerdings führt dann noch ein längerer Weg am steilen Felsufer abwärts. Alles ist gut und sicher ausgebaut und vermittelt herrliche Ausblicke zu den verschiedenen Wasserfällen. Heute weht zudem ein kräftiger Wind von den großen Fällen herüber, der viel Feuchtigkeit mit bringt.
Auf der mittleren Höhe angekommen, ganz nach unten führt kein Weg, begeben wir uns auf den langen Steg um bis zur Mitte des Flusses zu gelangen.
Eine ausführliche bilddokumentation ist hier zu sehen.
Ein in jedem Fall immer wieder ein atemberaubendes Erlebnis, bei dem einem die „Gischt“ der herabstürzenden Wassermassen fast die Sicht nimmt und gleichzeitig unter uns und vor uns die Wassermassen weiter in die Tiefe stürzen. Vorsichtig gehen wir auf den Gitterrosten bis zur Spitze des Steges um nach dem genossenen Schauspiel völlig durchnäßt den Rückweg anzutreten. Durch den stetig stark wehenden Wind werden wir zudem schnell ausgekühlt, obwohl es mit über 30°C doch recht warm sein sollte.
Mit dem Fahrstuhl gelangen wir etwas später auf die obere Ebene, wo direkt vor unserer Nase, also fast zum Anfassen nahe, die Wassermassen mit großem Getöse in die Tiefe stürzen. Faszinierend immer wieder aufs Neue. Auch haben wir von hier aus einen sehr guten Überblick über den gesamten Flußeinschnitt.
Abschließend machen wir noch einen kleinen Abstecher zu dem rückwärtigen Flußverlauf, an dem der Iguazú träge dahinfließt, bis er dann unvermittelt in die Tiefe gerissen wird.
Auf dem Rückweg legen wir noch eine kurze Pause ein, um uns mit einer Empanada Argentina zu kräftigen. Sie werden hier von zwei Brasilianern von Hand frisch sehr ordentlich zubereitet.
Ihre Eltern seien allerdings Argentinier und sind wieder auf die argentinische Seite nach Iguazú zurückgezogen, sie seien aber schon in Brasilien geboren, wohnen und arbeiten auch weiter hier. Wir wurden beim Essen fotografiert, denn sie beabsichtigen mit ihrem Stand auf diese Weise in Facebook Reklame zu machen. Nun, vielleicht finden ja wir uns eines Tage auch dort wieder, unter Empanadas Argentinas.