30.01.2015
Das Tankstellenspiel
In Bolivien wird der Sprit subventioniert, der Inlandpreis beträgt 3,26 Bolivianos, der Ausländerpreis 8,88 Bolivianos. Daher ist es immer spannend wie an der Tankstelle verfahren wird.
Wir packen unsere Sachen, holen Cicero aus dem Garagenhof und weiter geht es in Richtung La Paz auf der Ruta 4, der wir bis Chile folgen wollen. Doch davor ist noch der Tank aufzufüllen. Innerhalb der engeren Stadt gibt es keine Tankstellen. Die Erste Tankstelle kam zu plötzlich und auf der zweiten standen nur Pkws. Bei der dritten halten wir an. Die junge Frau an der Tanksäule schaut auf unser Nummernschild und schüttelt den Kopf. Hier geht das nicht, etwas weiter kommt noch eine. Das sagt man, wenn man nicht weiß, wie man die Ausländer bedienen soll, das ist nämlich sehr umständlich. Bei der nächsten Tankstelle gleiches Spiel.
Geduldig fahren wir weiter. Eine Tankstelle, nichts wie ran. Ein Blick auf unser Nummernschild, ein etwas ratloses Gesicht, dann die Info von der Seite was zu tun sei. Uns wird der Ausländerpreis von 8,88 Bolivianos genannt. Ok, jetzt wird die Rechnung fertiggemacht, Autonummer und die Paßnummer eingetragen, meistens haben sie mit der Paßnummer Schwierigkeiten, weil wir dort Ziffern und Buchstaben haben, was in Südamerika nicht üblich ist. Anschließend wird der Tank gefüllt. Geht doch, man muß es nur können.
Wir fahren nun richtig in das Hochgebirge und bald zeigt die Tankuhr schon wieder an, daß es besser wäre nachzutanken. Wir finden eine Tankstelle, schlängeln uns an den wartenden LKWs zu einer freien Zapfsäule und warten. Ein fragender Blick der jungen Frau auf unser Nummernschild läßt nichts Gutes ahnen. Geht nicht wollte sie wohl gerade sagen, als eine andere sie beim Arm packt und mit ihr flüstert. Darauf kommt sie zurück und meinte sie wolle uns helfen, ob wir einen Kanister hätten. Wir verneinen, denn die sind voll. Daraufhin läßt sie sich unseren Tankverschluß zeigen und findet ihn in Ordnung. Sie hätten einen Eimer, meint sie, das ginge schon, aber nicht hier auf der Tankstelle, wir sollten dort um die Ecke fahren und warten.
Wir schieben uns rückwärts an den Lkws vorbei und warten gespannt außerhalb. Nach 5 Minuten kommen die beiden mit einem vollen 10 l Eimer Diesel. Der Eimer hat zwar eine Gießtülle, doch das reicht natürlich nicht. Darauf holt die zweite junge Frau einen großen Verkehrshut, der oben abgeschnitten ist und benutzt ihn als Einfüllstutzen. Geht bestens, wie man auf dem Bildern sieht. Soetwas hatten wir bisher noch nicht.
Daß auch etwas daneben geht spielt keine große Rolle, denn schon Uta mußte bei ihrer ersten Berufsausbildung als praktische Übung nachweisen, daß um jede Tankstelle sich ölfressende Bakterien bilden. Das hat sie auch mit Erfolg nachweisen können. Anders lautende Aussagen gehen auf das Konto von Propaganda, die heute sowieso sehr inflationär ist.
So erhalten wir 30 l und mit dem 3. Eimer bringen sie auch den Kassenbon des subventionierten Inlandpreises. Als sie dann einen Bonus darauf erhalten, sind sie erst erstaunt, dann allerdings auch erfreut.
Es geht weiter. Als sich die Tankuhr wieder der ¾ Marke nähert, beschließen wir erneut zu tanken, denn mit den restlichen Bolivianos können wir in Chile wenig anfangen. Die nächste Tankstelle wird angefahren. Der Blick auf das Nummernschild läßt bei dem jungen Mädchen wieder ein erstauntes Gesicht hervorzaubern. Doch ihr Kollege steht ihr bei und so nennt sie uns den „internationalen Preis“, den ich akzeptiere. Ich mache ihr klar, daß sie langsam tanken möge, damit die Luft entweichen kann. Sie gibt sich redlich Mühe und schafft es, innerhalb von 10 Minuten 40 l in den Tank zu füllen. Dafür hat sie auch einen Extrabonus verdient, den sie strahlend in Empfang nimmt.
In diesem Zusammenhang fällt mir noch eine andere Episode auf einer Tankstelle im bolivianischen Tiefland ein. Dort waren sie überwiegend sehr korrekt und zogen die „internationale Prozedur“ durch. Nur einmal war der Tankwart kurz ratlos, wußte sich aber schnell zu helfen. Er ging an den Kasten, der mit einheimischen Kassenbons gefüllt war, die die Autofahrer nicht haben wollten, schrieb sich eine entsprechende Zahlfolge ab, gab sie bei uns ein und tankte. Ging alles sehr problemlos.
Ein anderes Mal, machte ich dem Tankwart klar, daß ich keine Rechnung bräuchte. Er meinte daraufhin, es kostet 7 Bolivianos. Ok gab ich zurück und der Tank wurde gefüllt und ob die Differenz in seiner Tasche verschwand ist unbekannt. Klappte aber vorwiegend nur bei männlichem Personal.
Das waren so unsere Erfahrungen an den Tankstellen. Sprit bekommt man immer, nur sollte man den Tank allerhöchstens halbleer fahren, sonst könnte es möglicherweise zu Schwierigkeiten mit der Beschaffung kommen.
Als wir den Vorort von Cochabamba, der sich lange hinzieht, verlassen haben, geht es weiter bergauf.
An den Straßenrändern warten die Hunde wieder fast alle Kilometer, ob nicht etwas Verwertbares aus den Autos fällt. Das Wetter verschlechtert sich mal wieder und so wird die Sicht auf die herrliche Landschaft leider etwas eingeschränkt. Auch bei diesem Wetter, ist sie allerdings noch immer reizvoll.
Der Verkehr ist auf dieser Strecke ganz erheblich, denn es ist einmal die Verbindung Brasilien – La Paz, darüber hinaus die Verbindung Cochabamba – Arica in Chile, denn dort befindet sich der Meereszugang für Bolivien. Der Hafen kann auf Grund der alten Friedensregelung aus dem Pazifickrieg 1879-1883 kostenlos von Bolivien genutzt werden.
Wir überqueren einen Paß in 4.496 m Höhe und staunen, wie hoch noch die Hänge landwirtschaftlich genutzt werden.
Danach geht es mit dem Fluß wieder eine lange Strecke bergab, bis wir die Ruta 1 erreichen, die Hauptverkehrsverbindung zwischen Argentinien und La Paz.
Im vergangenen Jahr gab es hier noch die unendliche und nicht enden wollende Baustelle. Doch heute empfängt uns eine zweispurige Autobahn. Einige Bewohner müssen sich offensichtlich wohl noch an die Verkehrsregeln gewöhnen. Wir folgen ihr bis die Ruta 4 nach Westen in Richtung Arica abbiegt. Bis dahin ist die Autobahn jedenfalls schon fertig.
Danach passieren wir einen militärischen Bereich mit einem eindrucksvollen Erinnerungsstück am Eingang, denn schließlich nähern wir uns der chilenischen Grenze, die sich etwa in ca. 250 km befindet.
Das Finden eines geeigneten Plätzchens beginnt wieder. Wir verlassen einfach die Hauptstraße und finden auf einem nicht bearbeiteten Feld einen guten Platz. Höhe 3.734 m, Luftdruck 650 hPa.
Die unbefestigte Straße an der wir stehen ist recht gut befahren, manche Fahrer hupen, andere winken. Schließlich hält doch ein Fahrzeug und ein Mann kommt auf uns zu. Uta klärt ihn freundlich, warum wir hier stehen und er fragt danach woher wir kommen. Alemanis, meint er strahlend, die können hier immer stehen. Es gäbe in dieser Gegend Viehdiebe und deshalb passen sie schon genau auf wer hier fremd ist, aber uns würden die Viehdiebe nichts antun. Ja, manchmal haben wir den Eindruck, daß das Wort Aleman eine ganz besondere Kraft hat. Ging mir allerdings schon so als ich vor nahezu 50 Jahren den Nahen Osten und Asien bereiste.
31.01.2015
Heute wollen wir uns noch einige Chulpas aus vorinkaischer Zeit anschauen. Auf der Karte sind sie verzeichnet, doch trotz intensivsten, mehrmaligen Fragen in der näheren Umgebung, im Dorf selbst, konnte uns keiner helfen.
Also verzichten wir darauf und setzen den Weg fort. Wie schon oben erwähnt, führt die Straße zum Hafen von Arica.
Befahren wird sie täglich mit mindestens 500 LKWs, wie auch aus dem Reiseführer zu entnehmen ist. Wir werden von einem LKW mit Containeranhänger mit 120 km/h überholt, obwohl ich auch schon mit 100 km/h fahre. Unfälle sehen wir keine.
Uns begegnen immer wierder interessante Bergformationen, die zu einem Foto reizen.
Nach geraumer Zeit biegen wir wieder in einen unbefestigten Weg ein, den wir einige Kilometer fahren, um endlich hoch auf dem Alti Plano mit weiter Fernsicht einen Platz für die Nacht zu beziehen. Die Wolken hängen tief und es weht ein kräftiger Wind. Mit Sicherheit wird es heute wieder, wie gestern, recht kühl werden. Vor uns lüften mal kurz die schneebedeckten Berge ihren Schleier, ehe sie sich wieder voll einhüllen. Zu diesen Bergen gehört auch der Vulkan Sajama mit seinen 6.542 m Höhe. Um uns zu entspannen machen wir noch einen Kurzspaziergang, auch um uns die nähere Umgebung genauer anzuschauen.
Jetzt eine kurze, doch wundervolle Sicht auf den fast freien Vulkan Sajama.
Wir befinden uns jetzt auf 4.150 m Höhe, mit einem Luftdruck von 623 hPa. Um uns brodeln die Gewitter und es regnet in fast allen Himmelsrichtungen. Wir werden davon allerdings, sehr zu unserer Freude, kaum berührt. In der Nacht klart es zeitweilig auf und die Temperatur sinkt im Auto bis auf 7 °C.
01.02.2015
Wir beschließen den Tag hier zu verbringen und uns die nähere Umgebung einmal gründlich anzuschauen. Cicero steht unweit von einem wunderschönen Taleinschnitt, der durch Regen Wind und Frost gebildet wurde, denn im Winter kann es hier bis zu -30° C werden. Ab 11:00 Uhr werden die Wolken lockerer und die Sonne schein immer öfter. Daraufhin unternehme ich einen etwas ausgedehnteren Sonntagspaziergang, um mir die wunderschönen Bergeinschnitte etwas genauer anzusehen, während Uta am Rechner sich beschäftigt.
Auch am Abend bleibt der Vulkan Sajama in dichte Wolken gehüllt, obwohl durch die etwas lichteren Wolken seine Höhe besser erahnt werden kann. Es bleibt auf dieser Höhe immer ein Dauerwind bestehen, der auch die Temperatur am Abend wieder merklich abkühlt.
Gemächlich machen wir uns am Morgen abfahrbereit. Doch unvermutet erhalten wir Besuch. Ein älterer Bolivianer treibt seine Rinderherde und Lamaherde zusammen. Heute ist er nicht auf der Handysendestation, wo er sonst arbeitet, erklärt er uns, ehe sein Handy klingelt und er ein kurzes Gespräch führt. So eine Kommunikation sei schon sehr gut, aber in der Stadt möchte er nicht leben, da werden die Menschen sehr schnell krank, meint er. Er fühle sich hier pudelwohl und ist bisher nicht krank gewesen. Hinsichtlich Alemanis muß ich mich nicht wiederholen. Er spricht ein klares Spanisch und hat zu den unterschiedlichsten Themen eine klare Meinung. Auch geht es aufwärts, seit Evo Morales Präsident sei, er tue etwas für die Bevölkerung, alle seine Vorgänger taten nichts. Wir können den Aufschwung überall sehen, besonders den Unterschied zum vorigen Jahr bei der Infrastruktur.
Anschließend machen wir uns auf den Weg zur Grenze, die ca. 60 km entfernt ist.
Jeder Grenzübergang ist anders, eine Einheitlichkeit gibt es nicht. So gilt auch hier fragen, fragen, fragen, bis man den Ablauf durchschaut. Beim Zoll wird es spannend. Der Beamte weist uns an, ein bestimmtes Formular auszufüllen, müssen wir nicht, ist unser Kommentar dazu. Das geht eine Weile hin und her, bis er sich Rat von woanders holt und uns ein anderes Formular bringt. Man weiß nie an wem man gerät, entweder er hat Ahnung, ist großzügig und nimmt alles gelassen, oder wir geraten einen der keine Ahnung hat und alles deshalb sehr genau nimmt. Wir hatten das Glück mit dem letzteren, der, wie sich herausstelle, seit 4 Tagen in dieser Höhe von 4.300 m Dienst tun muß, darüber aber nicht glücklich ist. Im späteren Gespräch mit Uta wird er zugänglicher. Er komme aus Arica und ist nun hier oben in der Kühle. Es ginge jetzt noch, wie die Luft feucht sei, doch wenn hier oben trockene Luft sei, bekäme man kaum Luft, meint er. Dann wollte er unsere Koffer sehen, konnte kaum verstehen, daß wir alles in Schränken hätten. Anschließend wollte er natürlich aus Neugierde in jeden Schrank schauen. Das hatten wir bisher noch nicht. Nach 2 Stunden ging unsere Fahrt weiter.
… die Straße nach der Grenze ist von besonderer Qualität – so liebt man seine Nachbarn?….
Im ersten größeren Dorf Putre wollen wir Geld tauschen und ein wenig einkaufen. Ja als wir dort ankommen, ist die einzige Bank natürlich schon zu, der Geldautomat kaputt und die Stromzufuhr unterbrochen. Wasser gibt es an 2 Tagen nicht, statt dessen fährt ein Tankwagen umher und verteilt das Wasser. Ist ja ein toller Empfang in Chile.
Ein Chilene, der ebenfalls den Bankautomat besuchen wollte, führt uns zu einem kleinen Restaurant, wo wir mit Erfolg Geld tauschen können. Einmal ist es ein Gast, der uns weiter hilft zum anderen der Wirt selber. Auf der Plaza stoßen wir auf ein deutsches Ehepaar, die mit einem großen Lkw unterwegs sind. In den nächsten 2 Stunden werden Erfahrungen ausgetauscht, Geld gewechselt, denn unsere restlichen Bolivianos können sie gut gebrauchen und ihr restliches chilenisches Geld können wir gut nutzen. Sie sind ursprünglich Afrikareisende, doch die Zeit der individuellen Reisen sei vorbei, es ist einfach zu gefährlich. Das hatten wir schon öfter vernommen. Sie kamen von der Südspitze über die Pampa und meinten landschaftlich sei Südamerika mit Afrika nicht zu vergleichen, hier gäbe es zwar auch einige aber bisher war es nichts Besonderes. Ihr Weg soll sie weiter nach Kanada führen.
Wir übernachten an der Plaza mit heller Beleuchtung, denn Strom gibt es zwischenzeitlich wieder. Höhe 3.595 m, also noch immer recht hoch.
Kurz nach 7:00 Uhr geht es weiter, wir wollen heute noch bis Iquique kommen. Die Fahrt durch die Berge geht kurven reich immer bergab und es wird zunehmend wärmer.
Nach mehreren Stunden erreichen wir die Panamerikana. Wir umfahren Arica und verfahren uns natürlich mal wieder, wegen der guten Ausschilderung.
Unser Weg führt uns durch die Atacama Wüste weiter nach Süden. Wir sind jetzt wieder nur einige 100 m über dem Meeresspiegel.
…und immer wieder geht es durch begrünte Täler bergab und später wieder bergauf auf die gleiche Höhe wie vorher….
Als die Abfahrt nach Iquique erscheint sind wir sehr positiv überrascht, denn uns empfängt eine neue Autobahn, bei der allerdings teilweise noch nicht alle Spuren freigegeben sind, obwohl sie fertig erscheinen. Auch hier gab es im letzten Jahr eine sehr große Baustelle.
Auf dem Flightpark Altazor werden wir als Amigos begrüßt, da wir wiedergekommen sind. Auf der Anhöhe beziehen wir ein schönes Plätzchen unter Palmen, Olivenbäumchen und Bananenstauden mit Meeresblick. Hier die offizielle Seite von Altazor: