19.11.2015
Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Pampa Grande, denn schließlich wollten wir den Ort auch mal bei Tage anschauen, an dem wir am späten Abend saßen.
Wieder auf der Hauptroute liegen vor uns noch ca. 35 Km Asphaltstraße, ehe wir abbiegen müssen.
Der Abzweig ist schnell erreicht, doch wir finden ihn nicht. Den Ort haben wir bereits durchquert und kehren um. Wir fragen, hinten rechts geht der Weg ab, erklärt man uns. Wir fahren weiter sicherheitshalber fragen wir noch einmal, ja am Hauptabzweig bauen wir gerade, die Umleitung zweit weiter hinten rechts ab. Gut, wir fahren weiter. Nehmen wir diesen oder jenen Weg? Wir entscheiden uns für den schmalen Weg, reine Gefühlssache, fragen sicherheitshalber an der nächsten Biegung noch einmal und sind uns dann sicher. Nur die befestigte Erdstraße macht nun gar keinen guten Eindruck, doch da müssen wir durch. Es sind ja nur 200 Km.
Den ersten Eindruck bekommen wir, als uns ein Lkw entgegenkommt. Die Staubfahne nimmt mir jede Sicht. Sekunden geht es blind weiter. An diese Art der Begegnung müssen wir uns gewöhnen. So geht es in die Berge. Wenn wir die Fenster nicht schnell genug schließen, kann es passieren, daß unsere eigene Staufahne uns überholt und im Fahrerraum dann dicker Nebel herrscht. Das geschah nicht nur einmal.
Mal ist die Straße ca. 15 – 20 m breit, besonders in den Tälern, am Berg sind es dann wieder zwei normale Spuren und bei Paßfahrten haben wir häufig Teile die sind einspurig. Rechts eine steile Bergwand nach oben und links riskiere ich oft dann einen Blick in die ca. 80 m tiefe Talsohle. Die Wand zur linken fällt genauso steil, wie die rechte aufsteigt. Für einen Lkw ist diese meist relativ kurze Stecke wohl eine besondere Freude, besonders wenn sie nachts fahren.
Auf dieser Strecke überwinden wir 6 Pässe, gewöhnen die Kuppelung gleich an ihre Aufgaben und ich gewöhne mich an die etwas andere Schaltung.
Die Landschaft erfreut uns immer wieder auch an die Staubnebel gewöhnen wir uns notgedrungen. Die Bilder sprechen für sich. Die Sonne wirft schon wieder sehr lange Schatten, als wir uns zu einem Stop für die Nacht entschließen. Eine geeignete Stelle wird auch gefunden und nun beginnt das entstauben des ganzen Autos innen, wohlgemerkt. Der gelbe Staub liegt überall. Die vorbeifahrenden Lkws hupen und winken uns zu, offensichtlich haben sie – wie wir – auch eine besondere Freude an dem Geschehen.
Als es dann dunkel ist nimmt der Verkehr zu unserem Erstaunen an Intensität zu. Schwere, lange Lkws und Überlandbusse, wir zählen in kurzer Zeit 8 Stück, ziehen in beiden Richtungen an uns vorbei. Über uns wölbt sich ein klarer Sternenhimmel und der zunehmende Mond beleuchtet mit seiner halben Sichel die Landschaft und taucht alles in ein besonderes Licht.
20.11.2015
Das Spiel geht auch heute noch weiter. Doch nach 20 Km erwartet uns eine nagelneue Asphaltstraße.
Das Fahren macht doppelt soviel Spaß und die Landschaft in ihrer Schönheit wird intensiver aufgenommen.
Die Reste einer alten Flußüberquerung stehen noch verlassen in der Landschaft.
Wir überqueren noch drei Pässe schlängeln uns mit dem breiten Fluß durch das Tal und steigen dann zu unserem letzten Paß auf, der uns knapp auf eine Höhe von 2.900 m bringt. Sucre ist nun auf seinen Hügeln liegend gut sichtbar.
Langsam erfaßt uns die Stadt wieder. Hinweisschilder sind nicht sichtbar, doch dafür werden wir von Straßenschildern überrascht. Einen Stadtplan haben wir zwar, nur wissen wir nicht, wo wir gerade sind. Der Verkehr ist hier auch recht dicht und jeder möchte gern der Erste sein, läßt dem anderen aber auch den Vortritt, wenn der schneller oder größer ist. Schließlich faßt der Stadtplan und dann ist es ein Leichtes ans Ziel, dem Hostal Corona Blanca, zu gelangen.
Cicero wird gleich nebenan auf einem Garagenhof geparkt. Jetzt am Nachmittag merken wir schon eine Kühle, die sich breit macht, wir sind schließlich in fast 2.000 m Höhe, auf dem Alti Plano.
21.11. – 23.11.2015
Am Vormittag machen wir einen ausgiebigen Spaziergang. Zuerst geht es zur Plaza Mayor und stellen dabei fest, daß diese Stadt eine ganz andere Ausstrahlung hat. Hier befinden sich noch die alten schönen Kolonialbauten, alles ist sauber und gut gepflegt. Die Gebäude sind noch nach alter Kolonialmanier weiß angestrichen, daher spricht man auch von der weißen Stadt. Auf dem Rückweg besuchen wir den zentralen Markt, den Mercdo Central. Wir empfinden Sucre als eine schöne Stadt.
In den nächsten Tagen machen wir verschiedene Spaziergänge durch die Stadt um gleichzeitig einen Eindruck von dem Leben hier zu erhalten. Wir besuchen die Plaza Simón Bolivar, machen einen Bummel durch die sehr hügligen Straßenräume, stoßen dabei immer wieder auf Kirchen, fast könnte man sagen, an jeder Ecke eine Kirche. Bei unseren Spaziergängen können wir die verschiedensten Straßenszenen einfangen.
In Bolivien muß man immer auf Überraschungen vorbereitet sein. Unvermittelt wird eine Straße für eine Demonstration gesperrt, das dann gleich für mehrere Tage oder es werden politische Aufrufe und Reden gehalten, ob auf der Plaza oder auf umliegenden Straßen, es kann auch vorkommen, daß ein Umzug für Irgendetwas gemacht wird. In unserem Fall schlängelte sich durch den Verkehr eine Prozession zu ehren von Santa Cecillia, der Schutzpatronin der Musiker. Polizei oder Ordnungskräfte haben wir nicht gesehen, der Verkehr floß am Rande weiter oder kam zeitweilig zum Stillstand.