06.01.2017
Das Wetter soll in den nächsten Tagen etwas beständiger werden, also beschließen wir, heute nach Ushuaia zu fahren. Es sind nur ca. 100 km, also keine große Entfernung. Die Landschaft erinnert uns an Norwegen mit ihren hohen schneebedeckten Bergen und grünen Wäldern, dazwischen große Seen.
Wir erreichen Ushuaia. Eine Stadt, die nichts Besonderes darstellt. Sie ist nun mal die südlichste Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und lebt durch subventionierte Industrie und den Tourismus.
Das Klima ist hier im Winter, entgegen unserer Vorstellung, zum Aushalten. Wie uns berichtet wird, sinkt die Temperatur im Durchschnitt nicht unter -7°C. Sie schwankt zwischen 0°C und -7°C, dabei kann es schon mal vorkommen, daß sie eine Nacht bis -15°C absinkt, doch das sei seltener. Schnee gibt es ebenso selten und der taut dann immer schnell wieder weg. Auf den Bergen liegt im Winter immer Schnee, schließlich ist Ushuaia auch ein Wintersportgebiet.
Wir hatten uns vorgenommen, auf dem Beagelkanal, wenn wir schon hier sind, eine kleine Bootsfahrt zu machen. Angeboten werden verschiedenste Touren. Sie reichen von kleinen Motorbooten bis zu großen Katamaranpassagierschiffen. Nach einigem Suchen finden wir auch eine Agentur, die unteranderem eine Fahrt mit einem Segelboot anbietet. Eine ca. 3,5 Stunden dauernde Fahrt um mehrere Inseln, vorbei an einer von Seelöwen bewohnten Insel und einer Vogelinsel, dazwischen ein Spaziergang auf der Insel H. Diese Insel besteht aus zwei Teilen, die in der Mitte am Strand miteinander verbunden sind. Wir buchen für den nächsten Nachmittag, in der Hoffnung auf schönes Wetter mit Sonnenschein.
Anschließend geht es weiter zum Nationalpark Terra del Fuego. Eine unbefestigte Erdstraße führt bis ca. 20 km in den Park hinein. Karte hier.
In diesem Park gibt es 3 verschiedene, relativ große Campingplätze, die jedoch lediglich mit Chemietoiletten ausgestattet sind. Von hier aus kann man einige Wanderungen unternehmen. Zu bedenken ist dabei immer, daß Argentinier sonst wenig Möglichkeiten haben in die freie, Natur zu kommen, denn das gesamte Land ist überwiegend privat und eingezäunt. Für Europäer ist das immer wieder unvorstellbar.
Wir fahren bis zum Ende der Straße, die auf einem Parkplatz endet, von dem aus wir auf einem Holzsteg bis zum Ufer gelangen. Hier ist damit die für uns begehbare Welt zu Ende. El Fin del Mundo. Ein Ziel unserer Reise ist damit erreicht.
Anschließend geht es zurück zu dem nahest gelegenen Campingplatz mit den besten Sanitäranlagen an einem Fluß. Auch hier umweht uns ein ganz schön frischer Wind. Der Abend wird hier sehr lang, weil es erst gegen 12:00 Uhr dunkel ist. Kurz nach 3:00 Uhr beginnt es wieder zu dämmern.
07.01.2017
Das Wetter ist wechselnd bewölkt, mit Sonnenschein, aber nicht sehr windig. Die Nacht war auch kalt, aber in unserem Auto ließ es sich trotzdem gut aushalten. Mittags fahren wir zurück nach Ushuaia und um 15:00 Uhr besteigen wir das Segelboot und stechen in See. Mit uns sind 8 Passagiere an Bord. Draußen auf dem Wasser herrscht doch ein stärkerer Wind und als die Segel gesetzt sind nimmt das Boot ganz schnell Fahrt auf. So segeln wir aus der Bucht hinaus auf den Beagelkanal.
Vorbei an der Vogelinsel, auf der tausende von verschiedenen Seevögel ihr Quartier haben.
Mit gedrosselter Fahrt geht es an der mit Seelöwen bewohnten Insel vorbei. Die Seelöwen leben hier dicht beieinander. Zu einem Männchen gehören immer 20-30 Seelöwenweibchen.
Danach segeln wir weiter zu der fast unberührten Insel H, wo wir an einer Seite der Steilküste anlegen und an Land klettern.
Auf diesen Inseln lebten noch vor etwas mehr als hundert Jahren die Ureinwohner Feuerlands. Sie ernährten sich von Seelöwen, Muscheln und Beeren, die es auf den Inseln in großer Anzahl gibt. Wenn die Muscheln aufgezehrt waren zogen sie zur nächsten Insel. In der Zwischenzeit konnte das Meer für Nachschub an Holz und Muscheln sorgen. Ihre Boote befestigten sie an dem speziellen Seetang, der lang wie ein Seil, sehr fest und elastisch ist, wie wir uns überzeugen konnten.
Bekleidet waren die Ureinwohner so gut wie gar nicht, lediglich teilweise mit einer Seelöwenhaut. Die Anzahl ist uns unbekannt. Im Bereich des Nationalparks lebten etwa 3.000 Ureinwohner, in ganz Feuerland um 1880 10.000. Schon 1890 war ihre Zahl auf 1.000 gesunken. Grund dafür waren Krankheiten und Alkohol welche die Immigranten eingeschleppten und Schießübungen der neuen Herren. Heute ist dieses Volk ausgestorben. Die letzte Frau starb mit 90 Jahren 1966.
Nach der Besichtigung einer kleinen Kolonie von Felskomoranen, besteigen wir wieder unser Boot und segeln bei 12-14°C und strammen Wind zurück. Wir werden gut durchgepustet, dennoch machen wir anschließend noch einen kleinen Stadtbummel.
Dabei besuchen wir auch den Ereignishof, indem einige historische Momentaufnahmen dargestellt wurden. Weitere historische Einzelheiten sind bei hier Wikipedia zu finden, ehe wir zurück in den Nationalpark auf den Campingplatz fahren. Bilder zum gesamten Hof sind hier.
Bei einem kleinen Spaziergang genießen wir die Ruhe und Schönheit der Landschaft und Tierwelt.
Die volle Bildfolge unseres Ausflugs auf den Beagelkanal ist hier zu finden.
08.01.2017
Heute geht es wieder zurück nach Tolhuin auf den speziellen Campingplatz. Die landschaft, durch die wir fahren ist in ihrer rauhen Wildheit immer wieder anziehend. Satellitenblick hier.
Vorher kaufen wir noch etwas Fleisch, Gemüse und Holzkohle ein, denn wir müssen ja noch unser Sylvesteressen nachholen. Aufgrund des starken Windes, der mit Nieselregen gepaart ist, verschieben wir das Grillen auf Morgen.
09.01.207
Das Wetter hat sich tatsächlich etwas gebessert, so daß wir am frühen Nachmittag mit dem Feuer beginnen können. So ein kleiner Asado zieht sich ja immer etwas hin. Für uns klappt alles ausgezeichnet, doch als unser Schweizer Nachbar später die Feuerstelle übernimmt, frischt der Wind dermaßen auf und wird kalt, daß er sein Grillvorhaben aufgibt.
10.01.2017
Nach anfänglich ruhigem Wetter, frischt der Wind dermaßen auf, daß der See mit Schaumkronen überhäuft ist. Zudem prasselt ein Hagelregen auf uns nieder. Obwohl nach einer Stunde die Sonne wieder scheint, läßt der Wind nicht nach. Das Wetter wechselt nach feuerlandart den ganzen Tag. Es ist ein richtiges Aprilwetter.
Morgen soll es weitergehen. Wir suchen Roberto auf, den Eigentümer des Campingplatzes, der gleichzeitig auch der Künstler ist und diesen Platz so gestaltet hat. Wir bezahlen und Uta überreicht ihm noch ein kleines selbstgebasteltes Geschenk, über das er sich dermaßen freut, das er ihr auch eine Zeichnung vom ihm geben möchte. Dazu suchen wir sein eigenes Haus, ca. 25 m vom Strand entfernt mit einem wundervollen Panoramafenster auf. Anschließend gehen wir in sein Hobbyhaus, wo er uns stolz seine Märklineinsenbahnanlge vorstellt.
Nachbebaut ist unter anderem sehr detailgetreu das Sägewerk seiner Eltern. Andere Teile sind sehr einfallsreich gestaltet. Stolz zeigt er uns sein Brückenteil aus dem 3D Drucker.
Anschließend bewundern wir im großen Aufenthaltsraum den wunderbaren Tisch, den sein Großvater gebaut hat und seinen selbstgebauten Ofen, der dem Raum eine kuschelige Wärme spendet. Darüber sein empfinden zum Dollar, dem alle Welt verfallen ist.
11.01.2016
Die großen grünen Waldflächen mit den teilweise abgestorbenen Bäumen, geben der Landschaft ein faszinierendes, fremdes Aussehen. Erkennbar sind sie an den fast weißen Baumstämmen. Dazwischen immer wieder Niederungen in denen das Wasser steht und die angefüllt sind mit weißen Stämmen. Die alten Bäume sind mit Bartflechten bewachsen, die die Bäume hier zum Absterben bringen. Die jungen Bäume sind davon nicht befallen.
Erstaunlich viele Radfahrer treffen wir hier unten im Süden, trotz des starken Windes und der oft weiten und eintönigen Pampa.
Wir fahren bis nach San Sebastian zurück, um nach Chile einzureisen. Durch den großen Andrang, einige Busse sind vor uns angekommen, ist die Schlange der wartenden lang und es dauert dementsprechend. Doch eine lange Schlange hat einmal ein Ende und so geht es bald weiter in Richtung Porvenir.
Jetzt empfängt uns wieder eine befestigte Staubstraße, die jedoch 2019 einer neuen Betonstraße weichen soll. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. An der Bahía Inútil (Unnütze Bucht) finden wir in der Nähe von einigen Fischerhütten eine schöne Stelle zum Übernachten.