22.11.2016
So langsam werden wir wieder unruhig. Wir müssen etwas unternehmen. Das Wetter im Süden von Argentinien ist uns noch zu kalt, denn schließlich ist es ja noch immer hier Frühling und in Patagonien fast noch Winter. So beschließen wir erst einmal nach Nordwesten in eine wärmere Gegend zu fahren. Den Provinzialpark Ischigualasto hatten wir vor zwei Jahren schon besucht, aber auf Grund der schweren Regenfälle damals konnten wir nur die halbe Tour fahren. So hoffen wir diesmal mehr Glück zu haben.
Wir verlassen Villa General Belgrano in Richtung Córdoba. Die Fahrt bis zu unserem Ziel erweist sich wieder recht abwechslungsreich. Ob wir die ganze Strecke, von knapp 600 km an einem Tag schaffen werden wissen wir nicht. Schauen wir mal wie weit wir kommen.
Die Fahrt geht vorbei an dem großen Stausee, Trinkwasserversorgung für Córdoba. Ab und zu kreuzen wir Bahngleise, die immer mit Vorsicht zu befahren sind. Die Eisenbahn fährt hier schon lange nicht mehr.
Am Wegesrand dann plötzlich wieder ein „Wassergrundstück“. Hier wird an Difunda Corra gedacht.
Die Legende der Difunta Correa, (entschlafenen Correa) berichtet von einer jungen Frau, María Antonia Deolinda Correa, die 1841 im argentinieschen Bürgerkrieg, mit ihrem Baby dem Bataillon ihres kranken Mannes zu Fuß durch die Wüste von San Juan folgte. Als ihr das Wasser und die Vorräte ausgingen stirbt sie, das Baby an die Brust gebettet. Vorbeiziehende Gauchos fanden sie so und zu ihrem Erstaunen lebte das Kind – von der toten Mutter ernährt. Der Leichnam der Mutter wurde von den Gauchos auf einem nahen Hügel, in einem Tal in der Nähe von Valecito begraben. Heute ist ihr Grab ein berühmter Wallfahrtsort.
Der Name setzt sich aus dem Wort Difunta, das „erloschen“ bedeutet und dem Familiennamen zusammen. Sie ist eine Heilige des Volkes. Von der Kirche wurde sie nie anerkannt und trotzdem pilgern gerade zu Ostern jedes Jahr mehr als 50 000 Menschen zu ihr in die Wüste.
Bis 1940 bestand das Grab nur aus einem einfachen Kreuz auf einem Hügel. Dann entstand darum ein kleines Dorf und mittlerweile gibt es 17 Kapellen und Gedenkstätten in denen die Menschen um Wunder bitten. Die Difunta gibt jedoch nichts umsonst, wenn man um etwas bittet, dann muss man auch etwas dafür hergeben. So gibt es z.B. eine Kapelle der Bräute, in der unzählige Brautkleider hängen, aber auch Sicherheitsleute oder Lastwagenfahrer haben ihre eigene Kapelle.
Sie wird interessanter Weise besonders von den LKW Fahrern verehrt, die immer wieder volle Wasserflaschen an den kleinen Gedenkstellen abstellen, um ihren Durst zu löschen. Aber auch andere Dinge werden gespendet, so liegt mancherorts sehr viel Schrott und stellenweise so viele Autoteile herum, dass man sich daraus fast ein Auto zusammenbauen könnte.
Solche Gedenkstätten findet man immer wieder von der bolivianischen Grenze bis Feuerland mit Bildern und Skulpturen der Difunta Correa.
Dann geht es weiter in die weite der Strauch bewachsenen, stachligen Pampa. Begleitet wird die Straße von der alten, nicht mehr existenten Schmalspurbahn auf deren Telegraphenmasten sich jetzt in verschiedenen Formen die stacheligen Nester der Papageien befinden. Auch in den wenigen Bäumen am Rande haben sie sich eingenistet. Es sind keine Misteln, wie in Deutschland, das sieht von der Ferne nur so ähnlich aus.
Wir fahren durch schlafende Dörfer um diese Zeit – 13:00 – 17:00 Uhr – schläft Argentinien bekanntlich. Die ersten großen Kakteen grüßen uns jetzt, leider sind die Blüten noch im Werden. Und dann wieder die endlose Weite.
Bei starken Regenfällen ist hier bei diesen Furten (Baden) äußerste Vorsicht angeraten, denn dann strömen Wasser- und Geröllmassen in reißender Form über die Straße. Hier hinterließ der Regen der letzten Tage nur geringe Mengen an Schlamm.
Die ersten Ausläufer des aus verschiedenen Sanden bestehenden Gebirges begrüßen uns mit ihren bizarren Ausprägungen, die durch die Einwirkungen der Naturkräfte entstanden sind und deren Formen sich im Laufe der Jahre immer wieder verändern.
Und wieder treffen wir unversehens auf ein „Wassergrundstück“, um anschließend in die Weite der Pampa einzutauchen.
Am späten Nachmittag beschließen wir weiter bis Ischigualasto weiter zu fahren. Dort angekommen erfahren wir, daß diesmal die ganze Tour möglich ist, aber erst am morgigen Vormittag entscheidet es sich genau, wenn die Wegkontrolle zurück ist. Schließlich ist es auch hier in den vergangenen Tagen erheblichen Niederschlägen gekommen.